Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In einer englischen Buchhandlung habe ich auf einer Postkarte einen Text entdeckt, der schön, provozierend und tröstlich ist. Er heißt „Death is nothing at all“. Er ist aus dem 19. Jahrhundert und wird Henry Scott Holland zugeschrieben. „Der Tod ist gar nichts“ Dieser Satz wie der ganze Text ist provozierend, weil er die unausweichliche Größe Tod kleinredet, ihr die Schärfe nimmt und das Beängstigende des Todes verschweigt.

Ich finde den Text schön, weil er von einem vollendeten Leben zu sprechen scheint. Nur ein Mensch, der keine Angst vor dem Tod hat und vom Glauben getragen ist, kann so schreiben. Getragen von einem Glauben, der keine Trennung kennt zwischen dieser Welt und der anderen, in der wir alle gehen. Und ich finde den Text tröstlich, weil in ihm eine so tiefe, große und gleichzeitig federleichte Zuversicht zu spüren ist. Die Zuversicht, dass Liebende durch nichts zu trennen sind und sich wiederfinden werden. Wenn er sagt:

Der Tod ist gar nichts. Ich bin nur in den nächsten Raum gegangen. Was wir einander waren, sind wir immer noch.

Verändert nicht den Klang eurer Stimme, tragt keinen erzwungenen Ernst oder Trauer. Lacht, wie wir immer miteinander gelacht haben. Spielt, lächelt, denkt an mich, betet für mich.

Lasst meinen Namen das vertraute Wort sein, das es immer für euch war. Sprecht ihn ohne Mühen aus, ohne die Spur eines Schattens auf ihm.

Warum sollte ich aus dem Sinn sein, nur weil ich aus den Augen bin?

Ich warte auf euch, nur eine kleine Weile, irgendwo ganz nah. Alles ist gut.                           

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24893
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