Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was es heutzutage nicht alles an Sünden gibt: Verkehrssünde, Umweltsünde, Diätsünde… 
Ursprünglich kommt das Wort Sünde aus der Bibel. Aber dort bedeutet Sünde viel mehr als nur ein falsches Verhalten. Sünde meint eine tiefgreifende Störung zwischen Mensch und Gott; die Sünde trennt den Menschen - von sich selber. Von anderen. Und von Gott.
Die Sünde entfremdet uns voneinander. Und keiner ist davon frei. - Und wenn man sich noch so anstrengt! Selbst diejenigen, die sich an das Gebot Gottes halten - und ihren Nächsten lieben wie sich selbst - machen die Erfahrung: ständig komme ich an meine Grenzen:
Meine Liebe ist begrenzt; meine Geduld hat ihre Grenzen. Und mein Mit-Fühlen…Und wie schnell scheitere ich an meinen eigenen Ansprüchen! Und fühle, denke oder sage genau das, was ich gerade nicht will…
Unser deutsches Wort Sünde kommt von dem Wort Sund. Und das macht die Sache so anschaulich:
Denn der Sund ist eine Meerenge.
Der Sund trennt eine Insel vom Festland. 
In einem Sund gibt es starke Strömungen. Wenn Sie mal versuchen, einen Sund zu überwinden - also versuchen, da hinüberzuschwimmen, dann werden Sie das  bald merken. Und es kann sehr gut sein, dass sie kein bisschen vorwärts kom-men; nur immer weiter hinausgezogen werden, ins Meer.
Und so ist das auch mit der Sünde. Was mich von Gott wegzieht, ist oft mäch-tiger als ich. Und stärker als alle guten Vorsätze. Ich muss da gar nicht weit gehen. Pommes, Schokolade, Zigaretten, ein leckerer Cocktail - wie oft will ich das sein lassen… - und kann es doch nicht.
Und da, meint die Bibel, kann nur Gott selbst uns rausholen.
Aber wie?
Beim Schwimmen im Sund hilft es, wenn man aufhört, gegen die Strömung anzukämpfen. Wenn man sich vom Wasser tragen lässt. Und darauf hofft, an anderer Stelle an Land gespült zu werden.
Mit Gott ist es ähnlich. Ich bin zwar dem Sog der Sünde ausgeliefert. Aber ich kann mich Gott anvertrauen. Und ich kann mich davon tragen lassen. Und darauf hoffen, dass er mich ans sichere Ufer bringt. Wenn nicht jetzt, dann später. Im Diesseits. Oder Jenseits. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24792
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