SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Ich liebe Geschichten, die gut ausgehen. Die Bibel ist voll davon! Geschichten, die erst einmal gar nicht gut anfangen. Doch die dann zu einem überraschenden und guten Ende führen. Im ersten Buch Mose wird zum Beispiel von Hagar erzählt. Abraham, der von Hagar ein Kind gewollt hatte, schickt sie nun mitsamt dem Kind in die Wüste. Dort irrt sie jetzt umher, der kleine Ismael ist nahe am Verdursten, und Hagar ist völlig verzweifelt.

Heute leben solche verzweifelten Mütter in Somalia, im Jemen oder im Süd-Sudan. Manchmal sehe ich sie in den Nachrichten. Und dann möchte ich am liebsten nicht mehr hinschauen … Doch Gott schaut hin, erzählt die Bibel. Und plötzlich geht Hagars Geschichte gut aus. Es gibt ein Lied darüber. Mit einer fröhlichen Melodie: dankbar, tanzend, triumphierend, als alles endlich vorbei ist. Als Gott endlich eingegriffen hat.

Musik 1

Der Oktavsprung am Anfang der Strophe verbindet Himmel und Erde. Er greift sozusagen in den Himmel und holt ihn herunter, mitten in das Elend und in die Verzweiflung hinein. „Geflohen aus Not in die Einsamkeit, durchkreuzt sein Wort meine Wüstenzeit.“ Das beschwingte Lied von Susanne Brandt und Miriam Buthmann war in diesem Jahr das Mottolied zum Deutschen Evangelischen Kirchentag. Es spricht die Sprache unserer Zeit: „Du bist ein Gott, der mich anschaut. Du bist die Liebe, die Würde gibt. Du bist ein Gott, der mich achtet. Du bist die Mutter, die liebt.“

Geschichten können gut ausgehen, wo Menschen sich wahrgenommen und geliebt fühlen. Wo sie ihre Würde wiederfinden. Ein Stück Himmel auf der Erde. Gottes Engel ruft der Verzweifelten zu: „Du bist nicht allein!“ Seine Stimme hat dabei einen „zärtlichen Klang“:

Musik 2

Hagar findet Wasser für ihr Kind. Ihre Geschichte geht gut aus. Darum traue ich mich, auch dort hinzuschauen, wo ich am liebsten wegschauen würde. Über 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht wie Hagar. Die Hälfte davon sind Kinder. Kann ihre Geschichte auch gut ausgehen? In der letzten Strophe heißt es: „Durch all meine Fragen gehst du mir nach und hältst behutsam die Sehnsucht wach.“

Die Sehnsucht nach einer Welt, auf der es mütterlicher und barmherziger zugeht. Einer Welt, die nicht mehr von Eigennutz, Gewinnstreben und Gewalt geprägt ist. Einer Welt, die Platz hat für einen behutsamen Gott. Und auf der Menschen lernen, selbst behutsamer zu werden. Mit der Welt, mit den anderen – mit sich selbst. Wo sie einander achten. Wo kein Mensch seine Würde verlieren muss.

Diese Sehnsucht hält das muntere und sanfte Lied wach:

Musik 3

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Musikangaben:

Buthmann, Miriam; Brandt, Susanne
Du bist ein Gott, der mich anschaut

Miriam Buthmann & Band
Miriam Buthmann: CD Mein Gott, Track 1
Platt’n’teller, Labelcode: 52581

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24629
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