SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Seit gut zwanzig Jahren gehört fest zu den Heilig Rock-Tagen in Trier ein kurzes ökumenisches Mittags-Gebet; ein zwei kurze Gesänge, eine kurze Lesung aus der Bibel, eine kurze Predigt. Eingeladen sind die vielen Pilgerinnen und Pilger, die zum Bistums-Fest nach Trier gekommen sind und den Heiligen Rock besuchen, das letzte Hemd von Jesus, das die da im Dom aufbewahren. Mittags also: Ökumenisches Mittagsgebet. Pfarrer und Theologinnen aus allen christlichen Kirchen gestalten das  mit. In den letzten Jahren war es ein wenig verkümmert. Viel zu wenig Zuhörer und Mitbeterinnen verloren sich im riesigen Dom. Dann waren sie umgezogen in die Krypta, also in die Unterkirche des Doms; das war kein guter Ausweg: zu versteckt…

Verstecken – das wäre gerade für 2017 ein schlechtes Signal gewesen: im Jahr Fünfhundert nach Luthers Thesenanschlag sollte der ökumenische Akzent der HeiligRock-Tage sichtbar sein. Das Gedenkjahr der Reformation begehen die Kirchen doch eigentlich gemeinsam, auf dem Weg zu der einen Kirche, die sie eigentlich sind und sein sollen.

Also haben sie sich entschlossen, mittags um zwölf mitten in Trier zu beten, auf dem Hauptmarkt, zwischen Gemüse- und Blumenständen, nah beim Petrus-Brunnen, auf dem Laufweg der Touristen und ihrer Guides. Mitten ins Leben sollte Gottes Wort gesagt werden – denn für die Welt und die Menschen ist es doch bestimmt.

Ob da jemand mal kurz an ein Jesus-Wort gedacht haben könnte: Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor...? Das ist ein Jesus-Wort aus der so genannten Bergpredigt, in der Jesus auch so wichtige Sachen sagt wie „Selig ihr Armen – denn euch gehört das Himmelreich“…

Ehrlich gesagt: Es hat sich ein bisschen fremd angefühlt, da auf dem Markt zu sprechen und zu singen und zu beten; und ein wenig befremdet haben auch manche geschaut, die da unterwegs waren und plötzlich hörten sie ungewohnte Töne und Worte... Viele sind stehengeblieben, haben zugehört und mitgesungen.

Die Gute Nachricht, also das Heilige auf die Märkte tragen – das sollen die Christenmenschen eigentlich immer tun. Keine Spur von Perlen und Säuen – wer wären wir denn, Menschen so einzuordnen. Viele sind stehengeblieben, haben zugehört, sich treffen lassen; einige haben sich ausdrücklich bedankt:  War einfach gut, mal kurz anzuhalten und sich was sagen zu lassen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24498
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