SWR2 Wort zum Tag

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Von ihrem Streit berichtet die Bibel gleich zweimal: Die Apostelgeschichte aus der Sicht des Evangelisten Lukas. Und aus eigener Perspektive und als Haupt-Beteiligter beschreibt Paulus in einem Brief an seine Gemeinden in Galatien, wie es damals zugegangen war: Grundsätzlich hatte die junge Christengemeinde in Jerusalem schon zugestimmt, dass Paulus das Evangelium zu den HeidenVölkern bringt. Sonst wären sie ja eine kleine sektiererische Gemeinde geblieben.

Áber kurz danach treffen Paulus und Petrus in Antiochia in Syrien aufeinander. Da, schreibt Paulus, da „bin ich ihm offen entgegengetreten“. Es gab doch noch Streit: Müssen die Heiden erst Juden werden, bevor sie getauft und Christen werden dürfen? Das hatten sie in Jerusalem eigentlich entschieden: Heiden können direkt getauft werden. Aber jetzt weigert sich der Petrus auf einmal doch, sich mit den getauften Heiden an einen Tisch zu setzen – angeblich aus Respekt vor den Judenchristen in der Gemeinde. Aber in Wirklichkeit natürlich inkonsequent.

Paulus hat sich durchgesetzt. Gott sei Dank. Und Petrus gilt trotzdem lange als der Anführer. Die beiden sind dann verschiedene Wege gegangen; aber ihre letzten Jahre und Monate haben sie beide dann wohl in Rom verlebt und sind dort wegen ihres Glaubens hingerichtet worden. Den Paulus haben sie enthauptet – er hatte sozusagen einen römischen Pass und deswegen das Recht auf eine ordentliche Todesstrafe; Petrus starb an einem Kreuz aufgehängt, wohl zu Zeiten von Kaiser Nero.

Verehrt werden der frühere Fischer Petrus und der eifrige Theologe Paulus als die beiden wichtigsten Säulen der Kirche: Dem Petrus  hatte ja Jesus ausdrücklich die Führung übertragen; Paulus wusste sich von Christus und dem Heiligen Geist selbst berufen und hatte viele Gemeinden in der damals bekannten römischen Welt gegründet. Zwei Säulen, zwei Grundsteine sozusagen, obwohl sie offenbar ziemlich häufig miteinander gestritten hatten. Was macht man mit so einem Konflikt und mit seinen beiden Repräsentanten, die beide so wichtig sind?

Die Kirche feiert einfach beide zusammen, an einem Tag. Schon seit dem dritten Jahrhundert. Und heute auch noch: Peter und Paul, am 29. Juni.

Die beiden haben sich gestritten und wieder zusammengefunden – eigentlich  ein wunderbares Vorbild dafür, wie ihre Kirche auch heute umgehen sollte mit Fragen, zu denen es verschiedene Ansichten und Meinungen gibt: Streiten, miteinander ringen, Antworten suchen und dann gemeinsam weitergehen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24497
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