SWR2 Wort zum Tag

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Papst Franziskus ist immer wieder mal für eine Überraschung gut oder auch für einen schrägen Gag. Und die Leute hoffen darauf – so wie das verlobte Paar, das ihn mittwochs auf dem Petersplatz anspricht. Unterwegs zur öffentlichen Audienz hat Franziskus das PapaMobil mal wieder verlassen, um ganz nah an die Menschen heranzukommen. Der Bräutigam ruft ihm zu „papa, Papst, wir heiraten nächstes Jahr“. Und kriegt zur grinsend zur Antwort: „Was – ins Gefängnis geht ihr?!“

Eigentlich kann Franziskus sich da nicht verhört haben. Und wird auch gleich wieder ernst und segnet das Paar –und schon ist er weiter. „Papst veralbert ein Brautpaar“, schlagzeilte das Internet-Portal katholisch.de über das Filmchen, das Radio Vatican von der Szene online gestellt hat. Und greift haarscharf daneben.

Ja gut, Ironie und ähnliche Scherze sind manchmal ein bisschen schwierig. Aber bei diesem Papst muss man doch nun eigentlich jederzeit damit rechnen, dass er so ganz normal agiert und reagiert – und also so ähnlich wie viele andere auch. Zumindest „Habt ihr euch hoffentlich gut überlegt“ denkt doch fast jeder und jede, wenn zwei junge Leute mit dieser freudigen Nachricht rüberkommen. „Herzlichen Glückwunsch, dass ihr euch traut“: Das kommt erst als zweiter Satz – wenn überhaupt. Und angesichts der Erfahrungen mit der Haltbarkeit von Ehen ist das sogar ganz verständlich.

Na gut – aber der Papst hat doch eine lange Enzyklika geschrieben mit dem Titel „Amoris laetitia – von Fröhlichkeit und Freude der Liebe“. Passt es dazu, und wenn er noch so locker sein will, den beiden was von „Gefängnis“ zu erzählen? Ja – es passt. Franziskus bleibt Realist – auch bei seinen Überlegungen zur „fröhlichen Liebe“ und zur Ehe und zur Familie. Schon klar, dass in der Enzyklika kein Gefängnis vorkommt; aber dass es manchmal auch schwer sein kann, es auszuhalten miteinander und zusammenzubleiben und zu lieben: das weiß Franziskus. Und redet ausführlich darüber, wie gut ein Paar vorbereitet sein soll, dass die Gemeinde sie begleiten und unterstützen kann. Und der Papst will, dass die Kirche sich neu aufstellen und Frauen und Männer begleiten und aufnehmen soll, die aus einer Ehe ausgebrochen sind oder die verlassen wurden und neu angefangen haben.

Niemand geht ins Gefängnis am Hochzeitstag; aber jedes Paar braucht Gottes Segen auf dem Weg in die Doppelzelle. Und den hat Franziskus dem Brautpaar vor Sankt Peter ja dann auch gegeben. Alles Gute den beiden und allen Paaren!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24496
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