SWR3 Gedanken

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Der Mann hinter der Theke mustert mich, während er meine Bestellung bearbeitet. Es ist Sonntagabend. Nach einer Reise wollen wir in einem Selbstbedienungs-Restaurant schnell noch etwas essen. „Heute haben alle frei“ sagt er, „warum eigentlich?“ Ich stutze. Auf die Frage bin ich gar nicht vorbereitet. Der junge Mann kommt erkennbar nicht von hier. Migrationshintergrund, würde man heute sagen.

Ich bin nicht als Kirchenvertreter gefragt, nur als Kunde, der auf sein Essen wartet und wissen könnte, warum zumindest er an diesem Tag frei hat. „Heute ist Sonntag“, sage ich, „da haben halt die meisten Menschen frei.“ Der junge Mann nickt und reicht mir mein Essen. Ob ihn das überzeugt hat? Wozu also Sonn- und  Feiertage? Warum die Arbeit unterbrechen, heute, am Sonntag? Wo doch der christliche Glaube sich verflüchtigt und nicht mal mehr zehn Prozent in die Kirchen gehen? Wo offene Läden am Sonntag hingegen Zehntausende in die Innenstädte locken?

Nun, weil wir Menschen sind und keine Maschinen und deshalb Auszeiten brauchen. Auszeiten für uns selbst und für all die Anderen, die uns auch wichtig sind. Und weil auch die Schreiber der Bibel das schon vor ein paar tausend Jahren so gesehen haben. Nicht umsonst haben sie es gleich am Anfang in die Bibel reingeschrieben, als ein Grundgesetz der Schöpfung. Und darum werden wir Christen auch weiter um die freien Tage für möglichst viele Menschen kämpfen. Für die, die an Sonn- und Feiertagen in die Gottesdienste gehen möchten und auch für alle anderen. Egal ob fromm oder nicht. Einfach, weil wir alle Menschen sind, die regelmäßig eine Auszeit brauchen, für uns selbst und andere.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24486
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