Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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So ein Ärger! Da habe ich doch tatsächlich eine Frist verpasst. Total vergessen. Es geht um Geld, keine Riesensumme, aber immerhin.

Mit dem Ärger geht es ein paar Tage so hin und her. Irgendwann reicht es mir und ich sage mir selbst: Was soll das? Schließlich macht jeder mal Fehler. Ich beschließe, mit dem Ärgern aufzuhören und die Sache zu den Akten zu legen.

Mir selbst so einen Fehler zu verzeihen ist gar nicht so einfach. So etwas kann einen Menschen lange beschäftigen. Dabei passiert das jedem: Termin versäumt. Eine falsche Entscheidung getroffen. Das Falsche gekauft. Zu spät gehandelt. Etwas Dummes gesagt. Solche Fehler sind ärgerlich. Manchmal sind sie auch richtig teuer. Aber sie zerstören kein Leben und haben auch keine fürchterlichen Folgen, an denen andere Menschen und ich selbst schwer tragen müssen. Derartig schwere Fehler brauchen noch einmal ganz andere Wege, um sie zu bewältigen. Von denen spreche ich heute nicht.

Die Alltagsfehler hingegen, die ich meine, die sind es selten wert, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.

Zunächst natürlich ist es schon sehr richtig, darüber nachzudenken. Es ist auch richtig, zu fragen: Warum ist mir das passiert? Kann ich es das nächste Mal besser machen? Aus Fehlern wird man klug, sagt ja auch ein Sprichwort.

Damit könnte ich mich dann auch lange aufhalten. Und immer weiter grübeln. Das ist auf die Dauer ziemlich sinnlos. Der Seufzer „Hätte ich doch bloß“….und: „Sowas darf mir nie wieder passieren“ ist jedenfalls verschwendete Zeit. Viel besser ist es, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung darüber, wie ich mit der Situation jetzt umgehe. Ich kann mich dazu entscheiden, mir den Fehler zu verzeihen. Aus Liebe zu mir selbst.

Menschen, die sich selbst keinen Fehler verzeihen, sind übrigens oft auch anderen gegenüber sehr verdrießlich.

Meine Erfahrung ist: Mir selber verzeihen zu können dauert manchmal eine Weile. Aber dann fühlt es sich richtig gut an.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24455
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