Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Leute sagen oft zu mir: „Wissen Sie was? Das Neue Testament und die Geschichten über Jesus – die sind schön. Aber das Alte Testament, mit diesem strafenden Gott, damit kann ich überhaupt nichts anfangen.“
Warum empfinden das eigentlich so viele Leute so: Der liebende Gott – hier; der strafende Gott – dort? Es ist doch immer derselbe Gott, von dem die Bibel spricht.

Ich erkläre mir das so: Die Menschen haben zu jeder Zeit mit Gott ihre Erfahrungen gemacht. Aber immer anders, eben. Denn die Zeiten wandeln sich. Und damit auch die Vorstellungen von Gott. Und je größer der zeitliche Abstand ist, desto schwerer tun wir uns mit den alten Vorstellungen der Leute, und ihren Geschichten.

In der Paradiesgeschichte mit Adam und Eva, zum Beispiel - da läuft Gott noch höchstpersönlich im Paradiesgarten herum und spricht mit den ersten Menschen. Und keiner stört sich daran. Die Menschen haben sich den Kontakt mit ihrem Schöpfer früher ganz leibhaftig vorgestellt.

In einer anderen Zeit haben sie Gott erlebt als den, der Partei ergreift, ja, der sogar in die Geschichte eingreift, und sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit.

Und wenn sie Durststrecken dabei erleiden mussten, dann war für sie klar: Das kommt davon, dass wir eben nicht genug Vertrauen in Gott gehabt haben.

Ja, und daneben gibt es noch Geschichten, die sind wirklich düster. – Aber auch das spiegelt etwas wider von den harten Lebensbedingung und dem Kampf ums Überleben. Und doch: Sieht man genauer hin, steht dies alles, die ganze Bibel, unter einer einzigen, großen Klammer:

Es beginnt mit den ersten Menschen: Adam und Eva. - Die verstoßen gegen alle Regeln. Nach damaligem Verständnis müssten sie eigentlich dafür sterben. Aber - so die Geschichte - Gott überlegt es sich anders. Warum?

Weil er die Menschen liebt. Er vertreibt sie nur aus dem Paradies. Und näht noch eigenhändig Kleider für sie, damit sie nicht frieren, dort, jenseits von Eden. Diese Geschichte steht ganz am Anfang des ersten, des Alten Testaments. Und nimmt vorweg, was Jesus später erzählen und zeigen wird:

Gottes Liebe und Erbarmen ist größer als alles, was Menschen sich je vorgestellt haben. Und das zieht sich durch wie ein roter Faden.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24236
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