SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

"Zu Martin Luthers Zeiten" Text: Ute Passarge 2015 / Musik: Jochen Arnold 2015

Martin Luther liebte die Musik. Es hat ihn getröstet, wenn er singen und musizieren konnte. Und er wollte, dass die biblische Botschaft zum Klingen kommt und so immer neu lebendig wird. Das Lied zum Sonntag heute ist ein klingendes Luther-Portät. Die Musik stammt von dem Kirchenmusiker und Theologen Jochen Arnold. Den Text hat die Journalistin Ute Passarge verfasst. Und als Refrain wählt sie ein ganz berühmtes Wort des Reformators. 

Intro und Refrain: „Hier stehe ich,ich kann nicht anders, Gott helfe mir …“  

Man hört es an den jazzigen Harmonien. Das ist kein altes Lied von Martin Luther. Aber es beschreibt ihn. Es steht im Liederbuch „freiTöne“, das extra zum Reformationssommer und zum Evangelischen Kirchentag erschienen ist. Heute ist der Festgottesdienst des Kirchentags in der Lutherstadt Wittenberg. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.“ Auf dem Reichstag zu Worms soll Luther seine Verteidigungsrede so oder so ähnlich bekräftigt haben. Aus seinen Worten spricht ein freier und mutiger Mensch. Einer, der das Gewissen an die oberste Stelle setzt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Selbst dann nicht, wenn es gefährlich wird.    

Strophe 1: „Zu Martin Luthers Zeiten,da hieß es manches Mal, die Kirche sei verkommen, und gierig, ein Skandal! Doch wurde es gefährlich, hielt man sich lieber raus. Du, Martin, standest aufrecht, und sprachst es offen aus: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen. 

Ich selbst bin katholisch. Doch auch mir sagt Martin Luther, dass das Gewissen eine unbedingte Instanz ist. Auch die Kirche als Gemeinschaft muss es aushalten, dass jeder Einzelne zuletzt seinem Gewissen folgen muss. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt dazu: „Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme hier in seinem Innersten zu hören ist.“ Luthers Bekenntnis „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ klingt zunächst trotzig. Dann aber mündet es ins Gebet „Gott helfe mir“. Und genau an dieser Stelle gewinnt die Musik eine große Weite. Neue Harmonien öffnen sich. Und die Pause danach zeigt an, dass es nicht um Leistung, sondern um ein Empfangen geht. 

„Amen“ und Nachspiel 

Diese in den Grundton führende Melodie zum letzten Wort „Amen“ hätte auch Luther bestimmt gefallen. Denn: Wer „Amen“ sagt, der sagt „Ja“ zu Gott, der vertraut auf Gott und der hofft auf Gott. „Amen“ ist zugleich ein hoffnungsvolles Wort. Leider wurden damals in Worms, „Zu Martin Luthers Zeiten“, alle Hoffnungen auf eine Einigung in den strittigen Glaubensfragen enttäuscht. 500 Jahre danach aber sollte es genug sein mit der Spaltung der Christen in Konfessionen. Vielleicht könnten die Kirchen sich sogar ein Beispiel nehmen an ihrer Musik. Denn hier ist schon viel Gemeinsamkeit – eine Harmonie, die Spannungen aushält, sie sogar braucht. Wenn das in einer versöhnten Kirche gelingt, dann dürfen, nein dann müssen wir ein großes „Amen“ anstimmen. 

Nachspiel Klavier

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24194
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