SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Haben Sie heute schon geküsst? Verzeihen Sie diese persönliche Frage, aber heute ist Küss-Deinen-Partner-Tag. Erstaunlich, dass es für so eine schöne Sache einen extra Tag gibt. So als müsste man explizit daran erinnert werden. Die Idee, die der Erfinder dieses Tages hatte, ist ganz einfach: Jede und jeder, der einen Partner hat, soll diesen küssen.

Aber eben nicht nur diesen. Es gibt ja ganz unterschiedliche Formen von Küssen: der in Vergessenheit geratene Handkuss, die liebevollen Küsschen für die Kinder und der freundschaftliche Kuss. Für manche Menschen gehört dieser einfach zur Begrüßung dazu. Sie küssen einander auf die Wange und sagen damit: Schön, dass es dich gibt. Gut, dass wir befreundet sind.

Und damit stehen sie in einer guten biblischen Tradition. Denn auch in der Bibel kommt der Kuss nicht zu kurz. Küssen ist keinesfalls verboten, sondern gehört dazu – wie heute auch noch. Und regelmäßig fordert der Apostel Paulus seine Gemeinde auf: „Grüßt einander mit dem heiligen Kuss“.

Ein Kuss als Zeichen der Verbundenheit, ein Kuss als Zeichen der Gemeinschaft. Mit diesem Kuss haben die ersten Christen gezeigt: Wir gehören zusammen, wir stehen zueinander. Gemeinsam trotzen wir den Anfechtungen und gemeinsam feiern wir unsere Gottesdienste.

Ein heiliger Kuss zwischen den unterschiedlichen Menschen der Gemeinde. Ein Friedenskuss. Ein freundschaftlicher Kuss. Im Gottesdienst ist das inzwischen nicht mehr üblich. Aber Menschen geben sich die Hand als Zeichen der Verbundenheit. Manchmal nehmen sich Menschen in den Arm um zu zeigen: Ich fühle mit dir, ich leide mit dir, aber auch: Ich freue mich mit dir.

Grüßt einander mit dem heiligen Kuss! Das kann ich nur, wenn ich auf meinen Nächsten zugehe. Fernküsse gibt es nicht. Küssen kann ich nur, wenn ich jemanden nah komme, ihn in mein Leben lasse, ihn ganz bewusst wahrnehme. Einfach mal genauer hinsehen und fühlen, wer braucht ein wenig Nähe, ein bisschen Zuwendung. Wer braucht Gesellschaft, weil er allein ist, wer eine helfende Hand, weil er es allein nicht mehr schafft.
Das will ich in den nächsten Tagen machen: Nähe und Zuwendung verschenken – mal mit, mal ohne Kuss.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24113
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