SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Mama, Hand!“ Mein Jüngster macht oft nicht viele Worte um das, was er mag. „Mama, Hand“ das heißt: Nimm mich bitte an die Hand.“. Auch wenn er das eigentlich nicht mehr mag. Mit beinahe vier Jahren fühlt er sich doch schon groß.
„Mama, Hand!“, das sagt er, wenn er trotz allem Große-Buben-Getue doch noch einfach ein kleiner Junge ist.

Ich nehme ihn gern an die Hand. Da steckt für mich so viel Gefühl dahinter: Hände können zärtlich sein, aber auch hauen, streicheln und liebkosen, aber leider auch wehtun, verletzen. Hände können zur Versöhnung gereicht werden und jemanden stützen.
All das kommt mir in den Sinn, wenn mein Kleiner sagt: „Mama, Hand!“

Und anscheinend geht es nicht nur mir so. „Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jesaja 43,13) So tröstet der Prophet Jesaja seine Landsleute im Namen Gottes. Die sind im Exil, fernab der Heimat und traurig. Jesaja hat den Auftrag, ihnen Hoffnung und Mut zu machen und ihnen die Worte Gottes weiter zu sagen. Gott selbst spricht in diesen Bildern, redet von der Hand, die er fassen wird.

„Mama, Hand!“ Jemanden an der Hand zu nehmen zeigt: Ich bin bei dir. Du bist nicht allein. In den guten wie in den schlechten Zeiten stehe ich zu dir. Hände helfen Kindern zur Welt zu kommen, Hände werden gereicht, um einander Halt zu geben. An den Händen halten sich Paare, die miteinander durchs Leben gehen, die sich stärken, unterstützen, sich lieben, füreinander da sind.
Für mich ist auch Gott so ein Partner. Einer, der mir die Hand reicht und mir zeigt: Du bist nicht allein. Ich bin da.

Es gibt Momente im Leben, da merke ich das vielleicht gar nicht. Aber es gibt auch Tage, da spüre ich Gottes Hand sehr wohl. Dann, wenn es mir gelingt, über mich hinauszuwachsen und etwas zu tun, das ich mir vorher nicht zugetraut habe. Ein unangenehmes Gespräch zum Beispiel, eines, vor dem ich mich lange gedrückt habe und nun endlich traue ich mich doch. Da merke ich die Hand, die mich anschiebt, die liebevoll auf meiner Schulter liegt. Ich fühle mich nicht mehr allein. In solchen Momenten da denke ich: „Danke, Vater, für die Hand!“

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