SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Im Frühling fühle ich mich irgendwie anders, leichter, befreiter. Wenn rings herum um mich das Leben erwacht, die Kirschbäume blühen, Blumen am Wegrand stehen, die Luft nach Sonne riecht, dann geht es mir gut.

Und so war ich neulich endlich mal wieder Joggen. Als ich mich gerade einen kleinen Berg hinaufgequält habe, habe ich eine ältere Frau gesehen. Sie hat auf einer Bank mitten in der Sonne gesessen und ein Buch gelesen. Richtig glücklich und zufrieden hat sie ausgesehen. Als ich an ihr vorbeikeucht bin und „Hallo“ gesagt habe, hat sie den Blick gehoben und mich angelacht. „Ich habe einen Platz an der Sonne!“, hat sie gesagt. „Das ist so schön, hier zu sitzen und zu lesen. Nichts zu machen und die ersten, warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren.“

Ich habe ihr noch viel Freude und einen schönen Tag gewünscht und bin weitergejoggt. Aber das Bild ist mir vor Augen geblieben.
Die Frau hat den Frühling genossen. Auf ihre Art. Und ich auf meine. Sie hat in der Sonne gesessen und ich habe Sport gemacht Aber uns beiden ging es an diesem Tag richtig gut.

Eigentlich ist es doch der pure Luxus: Frühlingssonne, blühende Blumen, etwas freie Zeit für ein Buch, etwas Sport, einen Besuch bei Freunden. Der Geruch von Kirschblüten, Sonnenstrahlen auf der Haut, grünes Gras, erwachende Natur.
Ich glaube, dass Gott das alles gemacht hat, damit wir uns freuen können. Wirklich lebensnotwendig ist das meiste davon nicht. Aber ohne das alles fehlt mir etwas zum Leben.

Etwas, das mir zeigt, dass das Leben mehr hat als nur Arbeit und Stress, Ärger und Verpflichtungen. Und es gibt Menschen, die kriegen im Frühling Heuschnupfen, ich weiß. Aber mir zeigt der Frühling trotzdem, dass zum Leben auch die Freude gehört. Die Freude über die Kleinigkeiten: blühende Blumen, Sonnenstrahlen, ein Lächeln, ein lieber Gruß.

Natürlich muss ich auch im Frühling arbeiten, natürlich habe ich dann auch meine Verpflichtungen und ärgere mich über den einen oder das andere. Aber die Schönheit der Natur, die erwachende Schöpfung machen mir vieles leichter, machen mich fröhlicher. Und deshalb danke ich Gott beim Joggen für all das, was mich umgibt. Und ich schenke denen, an denen ich vorüberkeuche, ein Lächeln. Weil es mir gut geht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24109
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