SWR1 3vor8

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Joh 20,1-18

„Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden.“ Ein schönes Osterlied. Voller Kraft, Zuversicht und Freude. „Da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden.“ Mit tiefer Inbrunst werde ich es in diesen Tagen singen.

Wenn ich aber die biblischen Texte höre, die heute am Ostermorgen in den feierlichen Gottesdiensten in der katholischen Kirche vorgelesen werden, dann bin ich schon wieder ein bisschen zurückhaltender mit meiner Inbrunst. Singe nicht so laut vom Held, der da „erwacht und macht den Tod zu Schanden.“

Denn die, die da auftreten in der Ostergeschichte: Maria von Magdala, Petrus und Johannes sehen erstmal nicht den Helden, der den Tod überwunden hat. Sondern sie sehen nur das leere Grab. Sie gehen davon aus, dass man den Leichnam Jesu gestohlen hat. Auf die Idee seiner Auferstehung kommen sie nicht. Das ist einfach zu abwegig, zu unglaublich. Die beiden Jünger kehren vom leeren Grab wieder nach Hause zurück, während Maria von Magdala noch dort bleibt. Und jetzt berichtet die Bibel von Erscheinungen, die sie hat. Zuerst zwei Engel, die sie aber nicht beeindrucken. Und dann Jesus selbst, aber sie erkennt ihn nicht. Hält ihn für den Gärtner. Sie ist ganz gefangen von der Frage, wo man den Leichnam Jesu hingebracht hat. Erst als Jesus sie mit ihrem Namen anspricht: „Maria“, erkennt sie im Gärtner den Auferstandenen und spricht ihn an mit Rubbuni, das heißt Meister. Und mit dieser Geschichte, dieser Erscheinung der Maria von Magdala beginnt er, der Auferstehungsglaube, der Glaube, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Die Frage, ob es wirklich der auferstandene Jesus oder doch nur der Gärtner war, stelle ich mir immer wieder. Und ich gebe zu, dass ich mit dem inbrünstigen Singen von „Das Grab ist leer, der Held erwacht“ manchmal auch gegen meine eigenen Zweifel ansinge. Aber wenn schon große Heilige wie Petrus, Johannes und Magdalena eine Zeit gebraucht haben, um im leeren Grab den auferstandenen Jesus zu entdecken, dann ist das wohl in Ordnung.

Heute ist Ostersonntag. Ich will mich freuen, für Zweifel ist auch nächste Woche noch Zeit. Deshalb voller Inbrunst: „Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden!“ Halleluja und frohe Ostern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24037
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