SWR2 Wort zum Tag

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Der Esstisch. Was für ein schönes und besonderes Möbelstück. Für mich bedeutet er Zeit mit der Familie. Denn das kommt oft genug zu kurz. Im Alltag mit drei Kindern muss es laufen, da wird viel organisiert, hin- und hergefahren und dann kommt die Arbeit noch dazu. All das macht es nicht gerade leicht, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Trotzdem hat dieses Möbelstück, der Esstisch, Potential. Es ist der Ort im Haus, an dem alle zusammenkommen können. 

Unterschiedliche Studien besagen, dass es Kindern wie Erwachsenen körperlich und seelisch gut tut, wenn sie Essenszeiten gemeinsam genießen können. Meine Erfahrung bestätigt das. Mit meiner Familie am Tisch schmeckt mir das Essen am besten und ich bin froh, dass wir zusammen sind. Wenn es mir gelingt langsamer und bewusster zu essen, habe ich auch mehr davon, als wenn ich mir nur schnell was „reinschiebe“. Und beim Essen mit der Familie oder mit Freunden komme ich ins Gespräch. Da sind Menschen, die mir zuhören und denen ich wichtig bin.

Aber selbst gemeinsame Essenszeiten sind hin und wieder vom Alltagsstress überschattet. Gerade am Tisch geht es immer wieder drunter und drüber. Vor allem mit Kindern.

Da sitzen alle zusammen und bringen das mit, was sie beschäftigt. Ob es die Arbeit oder der Kindergarten ist.

Dennoch: Wer sich entscheidet zusammen zu essen, nimmt sich Zeit für Gemeinschaft. 

Für mich kommt beim Essen aber noch etwas ganz Wichtiges dazu. Das ist der Augenblick bevor sich alle auf das Essen stürzen. Ein besonderer Moment. Denn da unterbrechen wir ganz kurz den Alltagstrubel in der Familie. Wir halten einen Moment Stille. Und nach dieser kurzen Stille sprechen wir einfach das aus, für was wir dankbar sind. Wir machen uns bewusst das vieles in unserem Leben nicht selbstverständlich ist. Zum Beispiel ein reich gedeckter Tisch mit frischem Essen. Eine warme Wohnung im eiskalten Winter. Oder die Freude darüber, dass jemand eine Krankheit überstanden hat.

Dieser kurze Moment, in dem alle am Tisch kurz ruhig werden, ist für mich wie das sprichwörtliche „Auge des Sturms“. Um uns herum der Trubel des Alltags. Aber mittendrin eine kurze Zeit die anders ist. Ich nenne das Gebet.

Und oft wird sogar der stressige Alltag danach ein kleines bisschen ruhiger.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23761
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