SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es ist eines der schönsten Gebete, das ich kenne. Das Gebet um den Humor.
Es wird gerne dem Heiligen Thomas Morus oder zu gut englisch Thomas More zugeschrieben. Er lebte im 16. Jahrhundert und war lange Zeit Berater des englischen Königs Heinrich VIII. Hat aber dessen Politik der Loslösung der Kirche von Rom nicht mitgemacht und wurde deshalb von Heinrich wegen Hochverrat hingerichtet.

Höchstwahrscheinlich ist das Gebet aber gar nicht von ihm, sondern von Thomas Webb, einem methodistischen Prediger aus dem 18. Jahrhundert. Aber mit Humor betrachtet, ist das auch gar nicht so wichtig. Das Gebet beginnt mit etwas, das jeder kennt und mit dem viele Probleme haben, aber von dem man eigentlich nicht spricht – erst recht nicht in einem Gebet.

Es beginnt mit dem Satz: "Schenke mir eine gute Verdauung, Herr, und auch etwas zum Verdauen.“ Das gehört schon zum Humor: Dinge nennen, über die man normaler weise nicht spricht oder höchstens nur in Andeutungen. Wer Humor hat, kann sich über solche Konventionen hinweg setzen. Weiter heißt es: „Schenke mir eine Seele, der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen, und lasse nicht zu, dass ich mir allzu viel Sorgen mache um dieses sich breit machende Etwas, das sich 'Ich' nennt.“

Die tiefste Grundlage des Humors ist, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. Es ist immer wieder schön, humorvollen Menschen zu begegnen, sich mit ihnen zu unterhalten. Denn sie haben die Wahrheit nicht für sich gepachtet, sie lassen Platz für andere Meinungen und Ansichten. Zusammenfassend heißt es am Ende des Gebetes: „Herr, schenke mir Sinn für Humor. Gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen, damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile." Einen guten Start in die Karnevalstage wünsche ich Ihnen. Egal ob sie dabei mitmachen oder das Ganze stattdessen mit Ihrem ganz eigenen (vielleicht etwas anderen?) Humor betrachten

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23754
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