Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Das Fremde macht mir oft Angst. Es macht mir Angst, weil ich nicht weiß, was mich erwartet. Und das Fremde macht mir Angst, weil ich mich vielleicht verändern muss, wenn ich mich darauf einlasse. Ich glaube: So geht es Vielen bei uns mit den fremden Menschen, die in den letzten Monaten zu uns gekommen sind: Habe ich von ihnen etwas zu befürchten? Nehmen sie mir etwas weg? Wird das Vertraute sich ändern?

Solche oder ähnliche Fragen sind auch einem Lehrer durch den Kopf gegangen, den ich neulich kennen gelernt habe. Er wurde gefragt, ob er eine Klasse mit Flüchtlingen unterrichten will. Nein, das wollte er überhaupt nicht. Der Gedanke an die fremden jungen Männer hat ihn beunruhigt, hat er erzählt. Trotzdem hat er zugesagt. Weil er Christ ist und sich irgendwie verpflichtet gefühlt hat. 

Inzwischen sind einige Monate vergangen, und dieser Lehrer hat es nicht bereut. Anders als befürchtet, geht er gern in die Flüchtlingsklasse. Die jungen Männer sind ihm ans Herz gewachsen. Es hat sich ein gutes Verhältnis zwischen den Schülern und ihrem Lehrer entwickelt. Zu Weihnachten hat er sogar etwas geschenkt bekommen. Es ist ganz anders gekommen, als der Lehrer erwartet hat. Er spricht deshalb von einem „kleinen Wunder“: Aus Fremden sind Freunde geworden.

Das Erlebnis dieses Lehrers zeigt mir: Der beste Weg, die Angst vor dem Fremden zu überwinden, ist, es kennen zu lernen. Wenn ich die Beziehung zu den fremden Menschen suche, dann sehe ich nicht nur das Trennende, sondern auch das, was uns verbindet: die Sorgen, die Ängste und die Freude – das Menschliche eben. Sich darauf einzulassen kostet Überwindung. Aber: wenn man stattdessen auf Distanz geht, sieht man nur noch, was trennt. Aufeinander zugehen, sich aufeinander einlassen, versuchen, den anderen zu verstehen – das verbindet. 

Deshalb sollen in Esslingen so genannte Hoffnungshäuser gebaut werden. Die Flüchtlinge bekommen dort Sprachunterricht. Und sie werden bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz unterstützt. Dabei hilft ihnen in Esslingen der CVJM, der Christliche Verein junger Menschen. Das Besondere und Wichtigste ist aber: In den Hoffnungshäusern leben nicht nur geflüchtete, sondern genauso viele einheimische Menschen. Sie begegnen sich im Alltag, gestalten ihre Freizeit zusammen und lernen voneinander. Ihr Ziel beschreibt die Stiftung, die diese Häuser baut, so: „Aus Fremden werden Freunde und aus Helfen wird Zusammenleben“.

Ich denke, wenn Integration gelingen kann, dann so

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23729
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