Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Für die meisten Zeitgenossen fängt die Woche am Montag an. Fast alle Kalender, die wir benützen, sind so geordnet. Ganz vorne in der Zeile steht der Montag. Davor ist das Wochenende, und montags geht’s wieder zur Arbeit. Die Geschäfte öffnen, die Kinder geh’n zur Schule. Und so weiter.

Für mich als Christ ist aber der Sonntag der erste Tag der Woche. Ich glaube, dass Jesus mit dabei ist, wenn ich mich an diesem Tag mit den anderen treffe, um Gottesdienst zu feiern. Für unsere Augen lebt er, ist nicht tot. Er ist von den Toten auferstanden, sagen wir. Domenica heißt der Sonntag deshalb auf italienisch, wörtlich übersetzt: Tag des Herrn. Und gemeint ist damit eben das: Er, Jesus, ist der einzige, der den Titel Herr zu Recht trägt. Weil alle, die zu ihm gehören, darauf hoffen können, dass ihr Leben nicht mit dem Tod aus ist. Für mich ist das meine ganze Hoffnung. Bei allem, was geschieht. Egal, ob’s in der großen Weltpolitik ist. Oder bei dem, was in meinem Leben so passiert. Dass der Tod nicht das Letzte ist, was mich erwartet, ist so etwas wie das Vorzeichen, das über meiner gesamten Existenz steht. Es tut mir gut, das zu wissen und mich immer wieder daran zu erinnern. Jeden Sonntag eben. Ich spüre, dass ich dann anders auf mein Leben schaue. Entspannter, gelassener. 

Macht es also einen Unterschied, ob die Woche sonntags oder montags beginnt? Ja, für mich schon. Es ist etwas anderes, ob ich denke, es geht dann los, wenn ich arbeiten muss. Oder ob ich entspannt sein kann, nichts leisten muss, und so eine neue Runde anfängt. Am Sonntag wird von mir nichts erwartet. Ich muss nichts produzieren. Der Sonntag ist reserviert für Freunde. Ich besuche ein Konzert, liege auf dem Sofa und lese Bücher. Ich gehe länger als sonst mit meinem Hund spazieren oder unternehme sogar einen Ausflug. Und ich gehe natürlich in die Kirche, zum Gottesdienst.

Und manchmal mache ich auch nichts, gar nichts, lasse mich treiben, lebe in diesen einen Tag hinein. Kein Einkauf, kein Telefon, keine Antwort auf irgendetwas ganz Wichtiges. Für mich ist das das Schönste am Sonntag. Das genieße ich am meisten: dass einmal nichts von mir erwartet wird. Es lässt mich Durchatmen und gibt mir Kraft für die kommende Woche. Nein, für den Rest der Woche, die ja eben so gerade angefangen hatte: mit einem Aufatmer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23646
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