SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Letztlich hab ich was Schönes erlebt. Mit ein paar Kollegen war ich zum Essen eingeladen. Bei einem Menschen, der extrem unruhig war. Überaus gastfreundlich ist er immer wieder vom Tisch aufgesprungen um seinen Besuchern Wein nachzuschenken. Auf jedes Gramm Frage hat er ein Kilo Antwort gegeben, so dass er selbst kaum zum Essen gekommen ist. Erst als ihm jemand eine persönliche Frage gestellt hat, ist er zur Ruhe gekommen, war er anwesend. Anwesend, ich glaube das Wort beschreibt diesen wohltuenden Zustand am besten. Von seinem Ursprung bedeutet das Wort „wesen“ sich aufhalten, verweilen, und: übernachten! Das alles hat mit sich niederlassen zu tun, mit sich anvertrauen und zur Ruhe kommen. Und mein Gastgeber kam erst zur Ruhe, als sich jemand für ihn als Mensch interessiert hat. Das hab ich schon öfters erlebt: dass Anwesenheit beruhigt. Mich selbst und andere. Bei Kindern am Bett vorm Einschlafen natürlich. Aber auch wenn man ganz bei einer Sache ist. Es tut so gut ganz bei einer Sache, ganz bei sich oder ganz bei einem anderen Menschen zu sein. Bewusst arbeiten, richtig drin sein in der Arbeit. Bewusst essen, es schmecken. Bewusst etwas gestalten, handwerklich oder künstlerisch. Immer dann wenn das geschieht wird es wesentlich. Das heißt, da geschehen besonders wichtige, kostbare Dinge. So wie bei meinem Gastgeber. Als er danach gefragt wurde, wie es ihm denn in seiner verantwortungsvollen Position geht, da konnte er endlich sitzen bleiben. Und uns in wenigen klaren Worten erzählen was für ihn schön ist an seinem Job und was schwer. Dabei legte sich eine wunderbare, aufmerksame Ruhe über den Tisch. Und alle waren ganz bei ihm. Und dadurch auch ganz bei sich. Anwesend…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23621
weiterlesen...