Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wann haben Sie das letzte Mal eine Schule von innen gesehen? Bei mir ist es schon eine Weile her. Ich komme in eine Schule immer, wenn Wahlen sind. Mein Wahllokal ist ein Klassenzimmer. Ab und zu habe ich da schon gedacht: Da müsste mal wieder was gemacht werden. Das Gebäude, in die Jahre gekommen. Heizungen, die ausfallen. Die Lehrmittel ziemlich alt.

Die Schulen, wo unsere Kinder und Enkel so viel Zeit verbringen, man könnte sie sich besser vorstellen. Aber vielen Kommunen fehlt das Geld. 34 Milliarden Euro, habe ich gelesen, braucht es, um die öffentlichen Schulen in Deutschland auf Vordermann zu bringen. 34 Milliarden. Pro Schüler sind das 4000 Euro, vom Erstklässler bis zur Abiturientin.

Millionen von Kindern und Jugendlichen, Hundertausenden Lehrern muten wir das zu, Tag für Tag, auch heute wieder. Ich könnte verstehen, wenn sie sich manchmal fragen: Warum bin ich den Verantwortlichen eigentlich diese 4000 Euro nicht wert?
Und mich frage ich: Vergehen wir uns damit nicht an ihrer Zukunft? Und auch an unserer.

Warum ist das so? Vielleicht, weil die Verantwortlichen zu kurz denken? Nur an heute und morgen. Und die Zukunft unserer Kinder und Enkel, die fängt erst übermorgen an?

Eigentlich müsste Bildung ein Thema für die Bundestagswahl werden. Aber ich sehe das nicht. Eher werden die Renten von uns Älteren Thema als die Bildung der Jungen.

Man kann die Politiker auch verstehen. Um die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu kämpfen, bringt ja nichts.
Wir Älteren dürfen wählen. Kinder und Jugendliche nicht. Geschlagene 18 Jahrgänge haben bei der Wahl keine Stimme. Das sind immerhin 10 Millionen Stimmlose.
Wer wählt für deren Zukunft?

Müssten vielleicht Eltern für ihre Kinder mitwählen können? Oder wir Älteren, Opa und Oma? Ein Extrastimmzettel für die Interessen von Enkel und Enkelin? Als Stimme für die Zukunft.

Jesus hat einmal einen Rat gegeben: „Wer eine gute Zukunft will, der muss sich nach vorn ausrichten.“ Wie es nicht machen sollte für die Zukunft, hat er an einem Bauern deutlich gemacht. Der hat beim Pflügen immer nach hinten geguckt. Aber so kriegt man nie grade Furchen.

Nach vorn schauen. Menschen können das. Wir können uns gute Zukunft vorstellen und darauf zu leben. Über heute und morgen hinaus. Wir Menschen können über uns selbst hinaus denken. Wir sind nicht egoistisch von Natur. Im Gegenteil. Die meisten wünschen sich doch, dass auch die Kinder und Enkel ein gutes Leben haben. Dafür brauchen sie bessere Schulen. Und meinen und Ihren Weitblick.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23557
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