SWR2 Wort zum Tag

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Trauer-Beflaggung heute an Schulen und Rathäusern und überhaupt an den öffentlichen Gebäuden im ganzen Land. Könnten eine Erinnerung an Bundespräsident Roman Herzog sein, der am 10. Januar gestorben ist, siebzehn Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit. Heute Mittag wird er zu Grabe getragen.

Tatsächlich erinnern die Flaggen auf Halbmast an den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Und damit auch wieder an Roman Herzog – als Bundespräsident hat er den Gedenktag 1996 verbindlich eingeführt.

„Die Erinnerung darf nicht enden;“, hat Herzog damals gesagt. „sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. … (Erinnerung) soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Dass es der siebenundzwanzigste Januar wurde, hat einen konkreten historischen Anlass. Heute vor zweiundsiebzig Jahren hat die Rote Armee das KZLager Auschwitz-Birkenau besetzt; die Soldaten hatten die wenigen Überlebenden dort befreit und viele Tote gefunden. Die Nazischergen haben ja bis zum Ende ihres „Tausendjährigen Reiches“ weitergemordet. Tag der Befreiung des vielleicht schlimmsten Todeslagers – natürlich ist das nur ein Datum von vielen möglichen. Schreckliche Tage hätte es genug gegeben in der dunkelsten Zeit von Deutschland und Europa.

Aber dieser Tag ist doch auch bewusst gewählt. Erinnert an das Schreckliche und Unmenschliche; und zugleich steht er eben auch für die Hoffnung auf Befreiung. Es gibt tatsächlich eine Chance, dass so etwas nie wieder geschieht. Dass in diesem Land der Täter immer genügend Menschen darauf achten, wie sie miteinander leben und miteinander umgehen: Wie sie aufeinander achten und sich gegenseitig unterstützen; wie Fremde und Andersartige sich einbringen und integrieren können – und wie alle gemeinsam an der einen Gesellschaft arbeiten. Das wird eine bunte Gesellschaft sein – mit Menschen aus vielen Nationalitäten und Herkunfts-Ländern, mit vielen Formen an einen Gott zu glauben oder auch nicht, mit Dutzenden von Sprachen und Moden und sexuellen Orientierungen…

Tag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau, Tag der Opfer von Nationalsozialismus und Rassismus - ein Tag der Hoffnung auf eine gute Zukunft dieses Landes und seiner Menschen in Europa.

In dieser Hoffnung wird heute Mittag in Schöntal auch der Gottesdienst für Roman Herzog gefeiert –

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23537
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