SWR2 Wort zum Tag

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Wir erwarten unser drittes Kind. Und da bereiten wir uns natürlich ordentlich drauf vor. Es gibt Arzttermine, wir treffen im Voraus Entscheidungen, wir müssen vieles klären und neu organisieren. Ich habe vor kurzem den Satz einer Medizinerin gelesen: „Es ist doch ganz normal, sich auf die Geburt eines Kindes vorzubereiten. Warum also nicht auch auf das Sterben?“

Dieses Zitat steht auf einer neuen Plattform im Internet. Die Seite heißt: „Die Kunst gut zu sterben.“ Das hat was. Wenn ich in die Geschichte schaue sehe ich, dass es schon einmal eine Zeit gab, in der Sterben regelrecht zur Kunst erhoben wurde. „Die Kunst des Sterbens“ hieß das im Mittelalter. Auf lateinisch: „Ars moriendi“. Und es wurden ganze Bücher darüber geschrieben. Dabei ging es zunächst einmal darum, sich christlich darauf vorzubereiten, nach dem Tod vor Gott zu stehen. Es war wichtig, so gelebt zu haben, dass man sich nichts vorzuwerfen hatte, wenn man stirbt. Viele Menschen hatten damals natürlich auch Angst davor von Gott verstoßen zu werden. Schnell und unvorbereitet sterben wollte damals also niemand.

Viele Vorstellungen und auch Ängste existieren heute - Gott sei Dank - nicht mehr.

Aber sich mit dem realen Sterben und dem eigenen Tod zu beschäftigen fällt heute dennoch schwer. Da gibt es immer noch viele Unsicherheiten.

Und genau in diese Situation wurde jetzt dieses moderne Sterbebuch im Netz veröffentlicht. Herausgegeben von der katholischen Kirche in England und Wales.

Ganz angstfrei sollen sich die Besucher der Internetplattform mit dem Sterben auseinandersetzen können. Kurze Filme führen in das Thema. Es gibt zum Beispiel Interviews mit Sterbenskranken und deren Angehörigen. Und noch vieles mehr. Für mich sehr interessante Seiten.

Ich finde es wichtig, mich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Mir kommen da immer wieder Fragen. Bin ich mit mir und den Menschen in meiner Nähe im Reinen? Kann ich für mich sagen, mein Leben und meine Beziehungen sind gut, so wie sie sind? Habe ich noch ein ungelöstes Problem, das ich zurücklassen würde, wenn ich plötzlich sterben müsste?

Die Betreiber der Internetseiten wollen mit ihrer Arbeit den Menschen das Sterben und den Tod als eine Reise näher bringen. Sie wollen helfen, sich mit dem Tod auseinander zu setzen, ihn nicht zu verdrängen. Das hilft Sterbenden und Angehörigen. Und es hilft allen, die sich damit auseinandersetzen wollen. Die „Kunst gut zu sterben“ - ein Angebot mitten ins Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23230
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