Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Was machen gerade Ihre Hände? Halten sie noch Ihr Kopfkissen? Hält Ihre Hand die Zahnbürste oder die Kaffeetasse? Hände sind so wichtige wie selbstverständliche Körperteile. Hände sind die Verkörperung von Aktivität. Sie tun, sie schaffen, machen, gestalten. Sie sind die Ausführungsorgane unserer Gedanken und Gefühle. Hände können zupacken, tragen und streicheln. Sie können aber auch wegstoßen, abhalten und schlagen. Hände sind die sichtbaren und spürbaren Außenposten unserer Seele. Wir werden in die Hände einer Hebamme hineingeboren und oft ist das Letzte, was ein Mensch in diesem Leben spürt eine Hand, die ihn hält.
Wohl deshalb fasziniert mich ein Bild des holländischen Malers Rembrandt so sehr. Er hat genau den Moment gemalt, in dem der verlorene Sohn zum Vater zurückkehrt. Der Vater umarmt den Sohn und man sieht die Hände des Vaters auf dem Rücken seines Sohnes ruhen. Ein wunderschönes Bild für Vergebung und Großmut. Das Besondere an diesem Bild ist aber, dass der Vater zwei verschiedene Hände hat: Eine feine, weiche, weiblich aussehende Hand und eine kräftige, starke, männlich aussehende Hand. Damit hat Rembrandt ausgedrückt wie er den barmherzigen Vater sieht. Und zwar den aus dem biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn. Wie auch den Vater im Himmel: zart und stark zugleich. Liebend und haltend, fordernd und fördernd.

Die Hände verkörpern in diesem Bild, was das Gleichnis vom verlorenen Sohn ausdrücken soll und damit auch eine der zentralen Aussagen des christlichen Glaubens: Was auch immer du angerichtet hast in deinem Leben, wenn du bereust, umkehrst und es wieder gut oder sogar besser machen möchtest, dann wirst du mit offenen Armen empfangen. Und gehalten von Händen, die stark sind und zart zugleich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22913
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