Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung.“ Dieses Zitat ist von Virginia Satir, einer amerikanischen Familientherapeutin. Ich weiß nicht, wie christlich Virginia Satir gewesen ist und will sie auch nicht vereinnahmen. Aber selten habe ich das „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – so klar formuliert gesehen. Auch dass sie das, was Christen mit Nächstenliebe meinen, ein Geschenk nennt, finde ich schön und richtig. Denn Liebe kann man nicht erzwingen, sondern nur schenken oder sich schenken lassen. Darüber wie das in den alltäglichen Beziehungen auch und gerade in Familien geschehen kann, hat Virginia Satir einen Text geschrieben. Eine Hörerin hat ihn mir geschickt. Durch diese Hörerin bin ich erst auf Virginia Satir gekommen. Der Text heißt „Wie ich dir begegnen möchte“ und er klingt auf den ersten Blick sehr anspruchsvoll. Ich denke aber, dass er wahr und lebbar ist. Darum will ich ihn weiter geben. Er geht so:

„Ich möchte dich lieben ohne dich einzuengen. Dich wertschätzen ohne dich zu bewerten. Dich ernstnehmen ohne dich auf etwas festzulegen. Ich möchte zu dir kommen ohne  mich dir aufzudrängen. Dich einladen ohne Forderungen an dich zu stellen. Dir etwas schenken ohne Erwartungen daran zu knüpfen. Ich möchte von dir Abschied nehmen ohne Wesentliches versäumt zu haben. Dir meine Gefühle mitteilen ohne dich dafür verantwortlich zu machen.
Dich informieren ohne dich zu belehren. Dir helfen ohne dich zu beleidigen. Mich um dich kümmern ohne dich verändern zu wollen. Mich an dir freuen, so wie du bist.
Wenn ich von dir das Gleiche bekommen kann, dann können wir einander wirklich begegnen und uns gegenseitig bereichern.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22912
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