Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Abwarten und geduldig sein – manche halten das für vertane Zeit. Es sieht aus wie: nichts tun können oder wollen. Aber grade beim Nichtstun können große Dinge entstehen. Jesus erzählt dazu ein Beispiel aus der Natur.

 „Ein Bauer ging auf seinen Acker um zu säen“, sagt er. Und dann beschreibt er, was mit der Saat geschieht: Der Bauer säet sein Getreide aus und dann legt er sich schlafen. Am nächsten Tag geht er wieder auf sein Feld und denkt sich: „Jetzt kann ich nichts mehr tun. Was in meiner Macht steht, habe ich getan.“

Jetzt muss er warten und die Zeit für sich arbeiten lassen.  Das ist gar nicht so leicht. - Wird es Früchte tragen, was er gesät hat?  
So ist es einer alten Bekannten ergangen. Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen.
„Ich muss Dir unbedingt was zeigen“, sagt sie, kaum dass wir uns begrüßt haben. Sie zückt ihr Smartphone und wischt ein paar Bilder hin und her – dann hält sie es mir unter die Nase.

Ich erkenne zwei Gesichter. Junge Menschen, die mich fröhlich anlachen. „Deine Kinder…?“
Ja, genau. Aber schau doch mal, wo sie sind!“
Ich blinzle ein paar Mal, aber bei aller Mühe, ich kann nichts weiter erkennen.
"
Taize´! Sie sind in Taize´!“ ruft sie.
„In Taize´...?“

Taize´ ist eine Bruderschaft und Glaubensgemeinschaft in Frankreich. Viele junge Menschen fahren da hin. Ich mag es sehr.

Aber was in aller Welt ist daran so aufregend? Dann dämmert es mir. Früher haben sich ihre Kinder Null interessiert für ihre Arbeit als Pfarrerin in der Gemeinde, für den christlichen Glauben, oder für die Kirche…Sie hat ihre Kinder damals nie gedrängt, mit in die Kirche zu gehen. Und doch hat es ihr wehgetan.
„Hey, das ist ja toll! Wie ist denn das gekommen?“ frage ich.

„Keine Ahnung. Der Große hat seinen Bruder dazu eingeladen. Es war sein  Examensgeschenk:  Stell dir vor - eine Woche Taizé, drei Gottesdienste am Tag - und sie lieben es! Da haben sie mir das Bild geschickt. Ich kann es immer noch nicht glauben…“

Es ist wie bei dem Bauern: Wir tun etwas, aber ob es Früchte trägt, liegt nicht in unserer Hand. Und manchmal entsteht etwas Neues, wenn wir gar nicht mehr damit rechnen.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22866
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