SWR2 Wort zum Tag

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Am schönsten ist es am Sandstrand im seichten Wasser – oder auf kühlem, weichen Gras: Barfußlaufen finde ich wunderbar! Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber wenn Luft an die Zehen kommt und ich den Boden unter den nackten Fußsohlen fühle, dann ist für mich Sommer. Auch dieses Jahr habe ich in den warmen Monaten möglichst oft Schuhe und Strümpfe ausgezogen – und ich freue mich, wenn es jetzt im Herbst noch ein paar schöne Tage gibt, an denen ich mit nackten Füßen durch den Garten laufen kann.

Barfußlaufen mag ich aber nicht nur deshalb, weil es meinen Füßen guttut und Sommergefühle weckt. Es ist für mich auch eine Möglichkeit, mit der Natur in Kontakt zu kommen. Moos oder Lehm, Kieselsteine oder Holz – vieles nehme ich anders, intensiver, wahr, wenn ich es unter meinen Fußsohlen spüre.

In der Bibel hat es auch eine symbolische, ja religiöse Bedeutung, barfuß zu sein. „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land“ (2. Mose 3,5), sagt Gott zu Mose aus dem brennenden Dornbusch – so wird es im 2. Buch Mose erzählt. Die heilige Stätte soll Mose nicht mit Schuhen betreten, sondern barfuß: Einerseits, weil die staubigen Schuhe nicht zur Reinheit des Ortes passen – so wie auch Muslime im Gebetsraum die Schuhe ausziehen. Andererseits drücken die bloßen Füße auch Demut aus. Wer barfuß läuft, ist einfach unterwegs. Die nackten Füße sind das Gegenbild zum „Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht“ (Jesaja 9,4). So klingt für den Propheten Jesaja die Gewalt einer Armee. Hat man je Soldaten barfuß gehen sehen?

Mir leuchtet dieser Gedanke ein. Für uns heute vielleicht sogar noch mehr als für die Menschen in biblischer Zeit, die oft gezwungenermaßen barfuß laufen mussten oder höchstens Sandalen an den Füßen trugen. Wenn ich irgendwo Eindruck machen möchte, dann komme ich nicht barfuß, sondern ziehe ordentliche Schuhe an. Wenn ich dagegen merke, wie wackelig ich ohne Schuhe auf spitzen Steinchen unterwegs bin und wie unangenehm Disteln sein können, macht mich das in der Tat auch ein wenig demütig.

Sicher, wenn es bald Winter wird, werde ich wieder froh sein um den Luxus meiner gefütterten Winterstiefel. Aber vielleicht kann ich morgen, zum Erntedankfest, noch mal ein paar Schritte ohne Schuhe gehen – ein wenig demütig und hoffentlich auch dankbar: dafür, dass ich der Natur nicht immer schutzlos ausgeliefert bin, sondern ins Haus gehen kann, wenn die Zehen zu eisig werden. Aber auch dankbar dafür, dass ich die Schönheit der Natur sehen und sogar fühlen kann – wie das weiche Gras unter meinen Fußsohlen.

sondern barfuß: Einerseits, weil die staubigen Schuhe nicht zur Reinheit des Ortes passen – so wie auch Muslime im Gebetsraum die Schuhe ausziehen. Andererseits drücken die bloßen Füße auch Demut aus. Wer barfuß läuft, ist einfach unterwegs. Die nackten Füße sind das Gegenbild zum „Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht“ (Jesaja 9,4). So klingt für den Propheten Jesaja die Gewalt einer Armee. Hat man je Soldaten barfuß gehen sehen?

Mir leuchtet dieser Gedanke ein. Für uns heute vielleicht sogar noch mehr als für die Menschen in biblischer Zeit, die oft gezwungenermaßen barfuß laufen mussten oder höchstens Sandalen an den Füßen trugen. Wenn ich irgendwo Eindruck machen möchte, dann komme ich nicht barfuß, sondern ziehe ordentliche Schuhe an. Wenn ich dagegen merke, wie wackelig ich ohne Schuhe auf spitzen Steinchen unterwegs bin und wie unangenehm Disteln sein können, macht mich das in der Tat auch ein wenig demütig.

Sicher, wenn es bald Winter wird, werde ich wieder froh sein um den Luxus meiner gefütterten Winterstiefel. Aber vielleicht kann ich morgen, zum Erntedankfest, noch mal ein paar Schritte ohne Schuhe gehen – ein wenig demütig und hoffentlich auch dankbar: dafür, dass ich der Natur nicht immer schutzlos ausgeliefert bin, sondern ins Haus gehen kann, wenn die Zehen zu eisig werden. Aber auch dankbar dafür, dass ich die Schönheit der Natur sehen und sogar fühlen kann – wie das weiche Gras unter meinen Fußsohlen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22847
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