SWR3 Gedanken

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Bei meinem USA-Aufenthalt habe ich mich mit einer Bekannten unterhalten. Sie versuchte mir zu erklären, was es bedeutet als schwarze Mutter immer Angst um den Sohn zu haben und erzählte mir:

„Als mein Sohn so fünf Jahre alt war hat er einmal ohne dass ich‘s gemerkt hätte eine Wasserspritzpistole mitgenommen, als wir zum Einkaufen gefahren sind. Wir steigen aus. Ein Polizeiwagen fährt vorbei. Und auf einmal hat der Kleine die Pistole in der Hand. Er grinst und macht genau das, was er in Filmen und im Fernsehen sieht. Er stellt sich breitbeinig hin, hält die Pistole mit beiden Händen vor sich und zielt auf den Polizeiwagen.

Als ich das gesehen habe, habe ich gebrüllt und mich auf ihn geworfen. Ich habe ihn verletzt und schrecklich erschreckt. Ich habe ihn geschüttelt und erklärt, dass er nie mehr, nie mehr so etwas tun darf.“ Unsere Kinder, vor allem unsere Söhne sind nicht sicher. Sie dürfen keinen Quatsch machen in diesem Land.

Wenn die Polizei unsere Söhne erschießt, dann erklären sie hinterher, sie hätten gedacht, die seien schon viel älter gewesen, das könne man ja nicht sehen, die schwarzen Jungs seien so groß und stark sind.“

Bei uns hier plöppt alle paar Monate die Meldung hoch, dass in den USA ein Schwarzer von der Polizei erschossen wurde. In Amerika passiert aber fast täglich, mindestens jede Woche etwas. Und fast nie wird einer der Polizisten dafür wirklich belangt. Keiner wegen Mordes vor Gericht gestellt.

Ein Kollege in Chicago meint:
„Wir dachten, sie würden Obama ermorden, weil er Präsident geworden ist. Aber sie machen es anders, sie ermorden uns zur Strafe, dass wir ihn zum Präsidenten gewählt haben.“
Und tatsächlich: Nicht weniger, sondern mehr Schwarze sind Opfer von Morden allein aus Hass, seit Obama Präsident ist.

Dass er das ist bleibt für viele ein Wunder:
Der Sohn eines Kenianers wohnt in dem Weißen Haus, das einst von Sklaven aus Afrika erbaut wurde und regiert noch immer mit dem Anspruch, mehr Gerechtigkeit und Gleichberechtigung durchzusetzen für alle, die irgendwie am Rand der Gesellschaft stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22828
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