SWR3 Gedanken

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Montag – und alles ist wie immer. Business as usual, Schule und Job und all das.
Wir sitzen wieder hinter Computern, in Klassenzimmern, Großraumbüros und Hörsälen oder stehen an Maschinen oder fahren und rennen durch die Gegend.

„Dieselben Dinge täglich bringen langsam um.“
Das sagte Ernst Bloch. Sein Rezept dagegen ist das Reisen. Für die meisten von uns ist allerdings jetzt erstmal wieder Schluss mit Reisen. Dennoch, das Rezept mit dem Reisen hilft, wenn wir ein paar Dingen mitnehmen, die uns anderswo besonders gut gefallen:

In Chicago zum Beispiel ist mir aufgefallen wie hilfsbereit die Leute sind. Das ist dort auch nötig, weil so viele arm sind und das soziale Netz nicht so gut funktioniert. Du steigst in den Bus und hast nicht das nötige passende Kleingeld dabei, um das Ticket zu zahlen. Was jetzt? Aussteigen? Geld wechseln? Da winkt dich der Busfahrer milde lächelnd weiter.
Oder hinter dir steht einer und zahlt einfach für dich mit.

Oder in Neapel, da hab ich etwas Wunderbares erlebt. Ich geh in die Bar und bestell einen Cappuccino. Der Typ hinter der Theke guckt fragend und tut nix. Ich muss ihm schon genau erklären, ob ich meinen Cappuccino in einer kalten oder warmen Tasse serviert bekommen will.
Und wieviel Zucker da rein soll, unten rein? gerührt? Einfach weil er es liebt seinen Job so zu machen, dass er dich einen Moment am Tag verwöhnt. Und spätesten wenn du zum dritten Mal kommst, lächelt er und weiß schon wie du’s am liebsten hast. Im Libanon habe ich die unfassbarste Gastfreundlichkeit erlebt.

Helfen wie in Chicago, verwöhnen wie in Neapel, gastfreundlich sein wie im Libanon. Wenn es mir gelingt, von allem etwas in das „business as usual“ mit zu nehmen, dann verspricht auch dieser Montag ein herrlicher Tag zu werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22827
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