SWR4 Abendgedanken

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 – und 800 Jahre danach

 Dieser Heilige ist weit über die Grenzen der katholischen Kirche bekannt und beliebt: Franz von Assisi (1182-1226). Heute ist sein Gedenktag. Ist der Geist, die Spiritualität des Franz von Assisi auch nach 800 Jahren noch aktuell? - Ja! - Weil sie voll und ganz dem Geist Jesu entspricht: 

Franziskus war seiner Zeit weit voraus. Sein Leben war ein Plädoyer für Gewaltlosigkeit und Frieden. Einige Male hat er zwischen verfeindeten Städten vermittelt, so zwischen Perugia und seiner Heimatstadt Assisi. - In Israel und Palästina befinden sich die so genannten „Heiligen Stätten“, die an das Leben und Wirken Jesu erinnern. Dass es die bis heute gibt, verdanken wir Franz von Assisi und seinen Friedensgesprächen mit dem damaligen Sultan. Und nicht etwa den schrecklichen Kreuzzügen. 

Ein zweites: Ich nenne es die „ökologische Spiritualität“ des Franziskus. Mit seiner Wertschätzung für die Natur, besonders für die Tiere, war er ein einsamer Rufer in der Wüste. Zumal in der christlichen Theologie über die Jahrhunderte kein Baum herumstehen und in der Frömmigkeit kein Huhn herumtappen durfte. Hoffentlich haben wir nicht zu spät erkannt, dass wir uns nachhaltig um die „Bewahrung der Schöpfung“ kümmern müssen. 

Und noch etwas fällt auf: die „Armut“ des Franz von Assisi. Er wollte freiwillig (!) arm sein: um sich nicht abhängig zu machen, um nichts absichern zu müssen. Franziskus wollte einfach leben, solidarisch mit den Armen, den Kranken und den Ausgegrenzten der Gesellschaft. Bereits vor 800 Jahren hat er damit ein Zeichen gesetzt, dass wir nicht leichtfertig die Güter der Welt vergeuden dürfen. 

Die Spiritualität des Franz von Assisi entspricht der Spiritualität Jesu. Und die heißt: Liebe! Diese Spiritualität steht allerdings auf weite Strecken im Gegensatz zur Kirchengeschichte. Für Jesus und für Franziskus ist nicht die Wahrheit das höchste Ideal, sondern die Liebe, denn: Ohne Liebe ist nichts wahr!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22815
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