SWR2 Wort zum Tag

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Wie mag es klingen, wenn Gott mit Männern redet?
Ich glaube, es ist dabei eher still. Äußerlich. Wenn man irgendwo sitzt, nicht mehr reden muss, nichts mehr sagen will, vielleicht dabei auch etwas sehen kann, das einen kon-zentriert. Es könnte Gott sein, der redet, wenn Mann an einen Punkt kommt, an dem Mann nicht mehr genau weiß: Denke ich noch selbst bewusst, oder denkt „es“ schon in mir. Und noch wahrscheinlicher ist es, dass Gott mit uns Männern redet, wenn Mann gar nichts mehr denken muss. Wenn es im Kopf nicht mehr tobt wie in einem Affenstall. Wenn sich der Geist öffnet. Dann kann es passieren, dass man spürt, dass es ‚Gute Mächte‘ gibt. So hat Dietrich Bonhoeffer Gott einmal genannt. Es wird einem deutlich, da ist etwas, das reicht über mich hinaus. Über die Firma, der ich mich anvertraut habe. Sogar über die Menschen, die ich liebe. Ich bin ein Teil von etwas sehr viel Weiterem.

Solche stille Weite habe ich schon erahnt an einem offenen Feuer. Oder am Meer. Unter offenem Himmel. Dann ist Zeit, in sich zu gehen und über sich hinaus.
In der Bibel wird erzählt, dass Mose so beim Anblick eines Feuers seine Bestimmung gefunden hat. Als Hirte ist er in der Wüste an einen Dornbusch gekommen. Der brennt lichterloh. Und Mose hört eine Stimme, die sein Leben neu orientiert. Dieser Stimme kann man nicht ausweichen. Die biblische Geschichte deutet Moses Erfahrung:

Wenn Gott sich so eröffnet, werde ich mir auch selbst neu eröffnet. Mose in der Bibel weiß, dass es mit ihm ganz anders weiter gehen soll und wie. Er wird seine Hirtenexistenz aufgeben und von jetzt an brennen wie der Dornbusch. Dafür, dass sein Volk endlich frei kommt. Mose wird anderen zur Freiheit helfen.

Ich bin nicht Mose. Nicht jedem wird das gewohnte Leben auf den Kopf gestellt. Und auch nicht jeder, der sich zu irgendetwas berufen fühlt, hat dies der Stimme Gottes zu verdanken.

Aber zwei Dinge an dieser Geschichte will ich beachten: In meiner normalen Betriebsamkeit komme ich vielleicht viel herum, hab viel zu tun. Wie Mose in seiner Wüste. Aber es bleibt Wüste und innerlich droht Enge. Und da kann ich taub werden dafür, dass mich Menschen brauchen.

Und das zweite: Die Begegnung mit der Stimme Gottes richtet Fragen an mich: Wofür setze ich mich eigentlich ein? Reicht das auch über mich und meine Existenz hinaus? Und weiter: Brenne ich noch für das, was ich mache? Und überhaupt: Ist das, was ich tue, wert, dass ich dafür brenne? Werden dadurch andere Menschen freier? Wenn mich diese Fragen unruhig machen, könnte Gott mit mir geredet haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22741
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