SWR1 Begegnungen

SWR1 Begegnungen

…….als Musiker und Produzent Michael Herberger

Wolf-DieterSteinmann trifft Michael Herberger, Produzent und Keyboarder der „Söhne Mannheims“.

Er ist einer der Großen in der deutschen Musikszene: Hat die Band „Söhne Mannheims“ mit gegründet, Keyboard gespielt, komponiert Songs und ist ihr Produzent. Er, der mir so lässig-konzentriert in seinem Tonstudio gegenüber gesessen hat, hat großen Anteil, dass man die „Söhne Mannheims“ hören kann.

10 von 10 CDs gäbe es nicht, hätte sich nicht ein Produzent der ganzen Sache angenommen und die vielen vielen Hürden überwunden. Da muss jemand sagen Ich weiß wie’s geht. Ich habe auch ne Vision, die diskutier ich zwar mit Euch aber ich bin der, der das Ganze in die Hand nimmt, begleitet und ein Stück weit auch den eigenen Stempel aufdrückt.

Künstler und Plattenfirma haben eine Erwartung wie die Musik klingen und wirken könnte. Er als Produzent sorgt dafür, dass das wirklich wird. Wie ein Trainer und Manager in einem im Sport. Eine gute Schule war für ihn sein Studium: Nix mit Musik, Molekularbiologie hat er studiert.

Dieses Überwinden. Ich habe wirklich sehr viel ackern müssen. Man lernt ja auch Struktur, auf Details zu achten. Mir hat das enorm viel gebracht für mich selber als Person.

Dann hat er doch Musik zum Beruf gemacht. Mit Xavier Naidoo hat Michael Herberger die „Söhne Mannheims“ gegründet. Die zwei haben die Band mit ihrer christlichen Grundhaltung geprägt. Allerdings: Wir sind kein religiöser Haufen, bei dem jeder unbedingt das Gleiche glauben muss. Wir leben da eher die Idee von gelebter Toleranz, dass ich die Meinung des anderen ertrage.

‚Ertragen‘ das bedeutet ‚Toleranz‘, macht er klar. Darum: Ich bin nicht intolerant, wenn ich eine andere Meinung nicht richtig finde. Die Herausforderung ist: Ertrage ich das Andere?

Ich freu mich, dass Leute auch mal an ihrer Meinung festhalten. Das hat nichts mit Borniertheit zu tun, sondern einfach auch für seine Überzeugung einzutreten, aber trotzdem auch zu respektieren, wenn Leute eben anderer Meinung sind.

Darum hält er auch mit seinem Glauben nicht hinter dem Berg. Und macht mir deutlich, dass er uns Pfarrer und die evangelische Kirche öffentlich oft zu „leise“ findet.

Wir haben ja einen missionarischen Auftrag. Was die Menschen, glaube ich, brauchen ist ne klare Ansprache. Und da gehört einfach ne klare Mitteilung dazu. Die fehlt mir leider ab und zu vor lauter Vorsicht.

Das finde ich, ist die Kunst: Meine religiöse Überzeugung deutlich machen, aber so, dass ich anderen nichts überstülpe. Er kennt das auch als Musiker. Sein Glaube spielt immer mit, aber es ist ein Unterschied, wo und für wen.

Wenn ich zB mit meiner Frau in einem Gottesdienst Musik mache, hat das eine andere geistliche Qualität. Ich will nicht damit sagen, wenn ich weltliche Musik mache, das dann nicht so wäre. Ich habe Jesus immer dabei. Aber das eine ist halt Anbetung, das andere nicht.

Und er überlässt dem Publikum, ob es in den Songs der „Söhne“ den christlichen Bezug hört oder sie nur genießt. ‚Sohn Mannheims‘ sein bedeutet für Michael Herberger viel mehr als Musik.

..und als Mensch

Michael Herberger hat zusammen mit Xavier Naidoo die „Söhne Mannheims“ gegründet. Er prägt ihren Spirit mit und dass sie klingen wie sie klingen: Dafür ist er verantwortlich, als ihr Produzent. Aber „Sohn Mannheims“ sein bedeutet für ihn noch viel mehr. Die Herbergers sind seit 6 Generationen „Mannemer“.

Ich hatte schon als kleines Kind einen sehr starken Bezug zu Mannheim. Ich habe meine Stadt immer sehr unterrepräsentiert gefühlt. Und hatte auch immer das starke Bedürfnis, da irgendwas dagegen zu tun.

Ich könnte mir vorstellen, dass der berühmteste Herberger, der Sepp, WM-Trainer von 1954, bei ihm nachgewirkt hat. Seine Sprüche hat Michaels Großvater ihm oft zum Frühstück serviert. Aber viel mehr Inspiration zieht der 44-jährige Ehemann und Vater aus dem Glauben: Der ist eine Lebensbeziehung und wird immer intensiver.

Ich glaube, dass ohne meine Christusbeziehung mein Leben so gar nicht stattfinden könnte. Da komm ich zum Glück auch nicht mehr raus. Halt, Hoffnung, Freude. Ich kann da wirklich alles rausziehen, was für mein Leben wichtig ist. Aus tatsächlich handfesten Erfahrungen und einem Diskurs.

Ja, Glaube ist nichts Theoretisches, ich lebe damit. Und Personen in der Bibel können werden wie gute Bekannte. Wie für ihn zB. Josef im Alten Testament: 10 größere Brüder hat er, aber der Kleine ihnen seinen Traum: Sie werden sich vor ihm verbeugen. Der arrogante Josef muss viel lernen, bis er für seine Brüder tatsächlich zum Retter werden kann. Michael Herberger lernt daraus:

Gott hat keinen Plan für Dein Leben, sondern eine Bestimmung. Für diese Bestimmung hat er wahrscheinlich 400 Pläne wie du da hinkommst. Ich glaube, dieser eine Plan, der kollidiert einfach mit dieser Selbstbestimmungsmöglichkeit, die wir alle haben.

Mir fällt ein schönes Bild für diese Freiheit ein, aus einem Gebet: „Gott, Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Bloß, manchmal kann man sich in der Weite auch verlaufen.

Josef hat wirklich auch, als jemand, den Gott wirklich sehr lieb gehabt hat - mit all seinen Fehlern – einen sehr interessanten Lebenslauf, bei dem man viele schöne Dinge für sich selber auch lernen kann.

Sein Glaube motiviert Michael Herberger auch, sich für seine Stadt zu engagieren. Und eigentlich wäre es gut, wenn alle sich so als Sohn oder Tochter ihrer Stadt fühlen.

Ich denke, dass es sinnvoll ist, diesen Aufruf ‚liebe Deinen Nächsten“ umzusetzen, dass man sich lokal tatsächlich bei seinem Nachbarn oder in seiner Straße oder in seiner Heimatgemeinde engagiert oder in seiner Stadt engagiert. „Think global, act local.“ Das heißt natürlich nicht, dass man ausschließlich lokal sich engagiert. Aber zumindest wäre das auch für viele Leute einfacher.

“Global denken, lokal handeln.” Was ich hier tue, wirkt sich aus. Auch in Asien und Afrika. Positiv hoffentlich. Wir sind ja Söhne und Töchter unserer Stadt und der Erde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22725
weiterlesen...