SWR4 Abendgedanken

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 „Der Schatz der Kirche, das sind die Armen“. Das hat er dem Kaiser klar gemacht: Der Heilige Laurentius. Heute ist sein Gedenktag. Er lebte im 3. Jahrhundert in der Zeit der Christenverfolgung. Er war Diakon und als solcher in der Gemeinde von Rom zuständig für die Finanzen und die soziale Arbeit. Er sorgte also dafür, dass die Armen, Witwen und Waisen nicht zu kurz kamen. Er kümmerte sich um das, was wir heute gerne die Caritas oder die Diakonie nennen.

Eine Legende erzählt folgende Geschichte: Der Kaiser Valerian lädt Laurentius vor und verlangt von ihm die Herausgabe der finanziellen Mittel der Gemeinde, wenn man so will des Kirchenschatzes. Laurentius erbittet sich drei Tage Bedenkzeit. Die werden ihm gewährt und Laurentius nutzt diese Zeit, um das Geld der Kirche an die Armen zu verschenken. Als Valerian ihn dann nach drei Tagen wieder nach dem Kirchenschatz fragt, präsentiert Laurentius ihm die beschenkten Armen. Und sagt: „Der Schatz der Kirche, das sind die Armen“. Das erzürnt natür­lich den Kaiser und der lässt daraufhin Laurentius umbringen. Am 10. August 258 erleidet Laurentius in Rom den Märtyrertod.

„Der Schatz der Kirche, das sind die Armen“. Damit hat Laurentius nicht nur dem römischen Kaiser clever geantwortet, sondern auch der Kirche etwas ganz wichtiges ins Stammbuch geschrieben: Normalerweise denken wir beim Thema Kirchenschatz an materielle Güter: Prächtige Kirchen, wertvolle Kunstwerke, Immobilien, Aktienpakete und sonstige Rücklagen. Laurentius macht klar: Der eigentliche Schatz sind die Armen. Für sie muss Platz sein in der Kirche und zwar nicht als Geduldete am Rande, sondern in der Mitte, denn um sie, muss sich alles drehen.  Ein großer Anspruch, aber einer, der nicht aufgegeben werden darf. Gut, dass Laurentius und andere Heilige immer wieder daran erinnern.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22540
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