SWR4 Abendgedanken

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Heute ist Feiertag – sogar ein gesetzlicher, staatlich geschützt. Aber nur in einer einzigen Stadt in Deutschland: in Augsburg. Dort begeht man heute das Augs­burger Hohe Friedensfest. Der Hintergrund: Augsburg spielte in der Frage des Religionsfriedens in Deutschland eine große Rolle. Da war zunächst das Jahr 1530, da formulierte man auf dem Reichstag in Augsburg die „Confessio Augustana“, das Augsburger Bekenntnis. In dem bis heute verbindliche Grundsätze der lutherischen Kirche festgelegt sind. Kurze Zeit später, 1548, proklamierte sich Augsburg zur ersten so genannten paritätischen Reichsstadt, was bedeutete, dass alle Ämter der Stadt doppelt besetzt waren, von einem Katholiken und von einem Protestanten. Und 1555 kam es hier zum Augsburger Reichs- und Religionsfrieden, der Pax Augustana. Protestanten und Katholiken waren im Deutschen Reich ab sofort gleichberechtigt. Der hier ausgehandelte Religionsfriede hielt aber leider nicht sehr lange, es kam zum Dreißigjährigen Krieg und danach zu einer Art Kaltem Krieg zwischen Protestanten und Katholiken. Der ist Gott sei dank vorbei. Protestanten und Katholiken gehen heute in der Regel recht friedlich miteinander um. Der Friede zwischen den Konfessionen ist hergestellt, aber der zwischen den verschiedenen Nationalitäten, Religionen und Kulturen ist eine wichtige Aufgabe. Dafür gab es in Augsburg in den letzten Wochen eine ganze Reihe von Vorträgen, Ausstellungen, Gottesdiensten und Konzerten. Heute, an ihrem Friedensfeiertag machen die Augsburger eine ganz besonders schöne Veranstaltung. Die Friedenstafel im Annahof. Alle sind eingeladen, egal welcher Herkunft. Jede und jeder bringt für sich und seine Tischnachbarn etwas zum Essen und Trinken mit. Und das teilt man dann miteinander. Man isst und trinkt, redet und lacht und lernt sich so kennen. Ganz einfach! Denn Frieden geschieht da, wo Menschen – gleich welcher Religion und Weltanschauung -  miteinander essen, trinken und ins Gespräch kommen.

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