SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Egal was passiert, immer stellt sich erstmal die Frage: Wer ist schuld? Und wenn dann einer gefunden ist, dann ist am Ende aller Debatten immer klar: Wer Schuld hat, muss seinen Hut nehmen, oder anders gesagt: Der muss weg! Aus dem Amt, aus der Öffentlichkeit, aus dem Auge, aus dem Sinn. Oft nach einer beschämenden Zurschaustellung. Deswegen versuchen die meisten, immer alles richtig zu machen, aber vor allem: sie versuchen dafür zu sorgen, dass es keiner merkt, wenn ihnen ein Fehler passiert. Wenn sie ein Unglück, Gewalt, den Tod von Menschen verursacht haben. Wie bei der Loveparade in Duisburg zum Beispiel. Aber auch bei Rüstungsexporten, Korruption und Betrug und viel Schlimmerem.

Am Ende der Tage aber geht es mir immer so, dass ich nicht anders denken kann, als dass Gott schuld ist an allem was passiert: Hätte doch die Welt anders schaffen können! Hätte doch bessere Menschen machen können! Wozu all die Fähigkeit zur Gewalt? Zum Zerstören? Wieso ist die Erde so verletzlich? Die ganze Natur und wir Menschen selbst auch?!

Und Gott? Anders als all die, die versuchen sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Anders als alle die versuchen sich raus zu mogeln aus ihrer Schuld –als hätte Gott meine Vorwürfe gehört, als wisse er genau darum, dass ich nicht anders kann, als ihm die Verantwortung für alles zu geben, als wisse er darum, wieviel Verzweiflung ich ihm entgegenschleudere –stellt sich.

Hände vor, läßt sich binden, gefangen nehmen, auf die Anklagebank setzen. Ob ich recht habe mit meinen Vorwürfen? Das ist vielleicht nicht so wichtig. Wichtig scheint mir, dass ich vertraue darauf, dass Gott die Welt auch nicht so aushalten kann wie sie ist.

Und ich gewinne daraus die Ahnung, dass: Wenn ich wirklich etwas ändern will in der Welt, es hilft, mich nicht zu verkrümeln; sondern davon auszugehen: Ich bin mit verantwortlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21545
weiterlesen...