Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Da genießt einer sein köstliches Essen während um ihn herum Feinde stehen, bis an die Zähne bewaffnet. Skurril diese Vorstellung. Doch genauso steht’s im Ps 23. Dort sagt König David zu Gott: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“. David wirkt dabei gelassen. Er scheint überhaupt nicht von der Angst vor den Feinden beherrscht zu werden, geschweige denn, dass er in Panik verfällt.

Würde uns eine solche Haltung nicht gerade in heutiger Zeit gut tun? Immer häufiger stehen sich Menschen in unserem Land feindlich gegenüber. Aus einem Mit- oder Nebeneinander wird zunehmend ein Gegeneinander. Ein oberflächliches Freund-Feind-Denken verhindert, dass wir uns wirklich auseinandersetzen und verständigen. Gleichzeitig nehmen damit die Ängste zu.

2015 ging ein Drittel der Menschen bei uns mit Angst in das neue Jahr. 2016 war es bereits über die Hälfte. Jeder Dritte beabsichtigt Menschenansammlungen zu meiden. Angesichts von Terroranschlägen und anderen Risiken ist es sicher geraten wachsam zu sein und nicht blauäugig. Aber etwas mehr Vertrauen würde uns nicht schaden in einem Klima allgemeiner Verunsicherung.

König David vertraute darauf, dass sein Leben in Gottes Hand lag. In vielen gefährlichen Situationen hatte er das so erfahren. Wir sind seit Jahrzehnten eher ein gefahrloses Leben gewohnt mit einem hohen Sicherheitsstandard. Aber, wenn wir uns plötzlich bedroht fühlen, merken wir, dass wir unser Leben nicht selbst in der Hand haben und einfach sichern können. David sah sein Leben in der Abhängigkeit von Gott, gerade unter Bedrohungen. Und er ging davon aus: Gott kann mich durchbringen. Dieses Vertrauen verlieh ihm eine gewisse Souveränität, die es ihm erlaubte sich klug und angemessen zu verhalten.

Er ließ es sich dabei nicht nehmen, das Leben zu feiern und Gottes gute Gaben dankbar zu genießen. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Das möchte ich mir bei David immer wieder abgucken. Wie er durch das Vertrauen zu Gott gelassener wurde und sich die Lebensfreude bewahrte. Und wenn das viele tun, wird es zu spüren sein, da wo Menschen zusammen sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21421
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