Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ So sagt der Volksmund. Und das ist eine Lebensweisheit. Die leider stimmt. 

Dahinter steckt die Erfahrung: Wenn ich mich ändern will und deshalb gute Vorsätze fasse, dann führt das selten zum Ziel. Das habe ich bei mir selbst erlebt, und das weiß ich von anderen. 

Inzwischen verstehe ich auch, wieso das nicht funktioniert: Wenn ich den Vorsatz fasse „Ich will das und das nicht mehr tun.“, dann habe ich nur das ungute, negative Verhalten vor Augen – dadurch komme ich keinesfalls davon los. Aber auch, wenn ich im Blick habe, wie ich es anders machen möchte, wie ich anders werden möchte, dann hilft das allein noch nicht weiter. Ich muss tiefer schauen, auf die Ursachen, auf den Wurzelboden meines Verhaltens. 

Das habe ich von einem Lehrmeister der Spiritualität gelernt. Er unterscheidet drei Ebenen: Verhalten – Haltung – Halt. Die oberste Ebene, das, was an der Oberfläche herauskommt, ist mein Verhalten. Wenn ich möchte, dass sich dort etwas tut, etwas ändert, dann muss ich eine Ebene tiefer gehen. Auf die Ebene der Haltung. Meine inneren Haltungen, meine Einstellungen, meine Grundhaltungen – aus denen erwächst mein konkretes Verhalten. Wenn sich bei meinem Verhalten etwas ändern soll, dann muss ich bei meinen Haltungen ansetzen. Und wenn ich merke, dass auf dieser Ebene etwas nicht stimmt, dass Renovierungsbedarf bei meinen Einstellungen besteht, dann muss ich noch eine Ebene tiefer gehen. Dorthin, wo der Wurzelboden für meine Haltungen ist. Ich muss auf das schauen, was mir Halt gibt. Der innere Halt – das ist das, was für jeden das Fundament seines Lebens ausmacht, die persönliche Lebensauffassung, die das Selbstbild prägt, die inneres Standing gibt. Was mir enormen Halt gibt ist der Glaube an Gott, die innere Beziehung zu Jesus Christus. 

Doch das Verständnismodell „Verhalten – Haltung – Halt“ funktioniert bei jeder Lebensauffassung. Probieren Sie es einmal selbst aus. Ich garantiere Ihnen, dass Sie damit weiter kommen als mit jedem noch so guten Vorsatz.

 

Wer Näheres dazu wissen möchte, s. Willi Lambert, Zeiten zum Aufatmen. Seelsorge und christliche Lebenskultur, Schwabenverlag Ostfildern 2008, S. 18 – 20.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21369
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