Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In ungefähr einem Jahr soll der Satellit „Keo“ ins Weltall geschossen werden. „Keo“ hat einen großen Auftrag: 50.000 Jahre lang wird er unsere Erde umkreisen. Und wenn der kleine Satellit irgendwann wieder auf der Erde landet, ist das Erstaunen sicherlich groß. Denn in seinem Inneren befindet sich eine Glasplatte mit Tausenden von eingravierten Botschaften. Botschaften von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen: profan oder bedeutend, lächerlich oder philosophisch. Eine riesige Ladung voller Erinnerungen.

In den Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig stöbere auch ich gerne mal in den Erinnerungen aus dem letzten Jahr. Ich habe dafür zwar keinen Satelliten, der Erinnerungen aufbewahrt, aber das eine oder andere halte ich das Jahr über dennoch fest.

Schöne und bedeutsame Erlebnisse kommen bei mir in ein kleines Büchlein: ein gutes, stärkendes Wort aus einer Karte, eine Liedzeile, die mich eine Weile begleitet hat oder Erinnerungen an besondere Stunden mit Freunden. Es sind die schönen, kostbaren Dinge, die ich aufschreibe. Momente, an die ich mich gerne erinnere. Denn was ich an Erlebnissen am liebsten zum Mond schießen möchte, schreibe ich erst gar nicht auf.

Und es gibt noch andere Erlebnisse, die ich nicht aufschreibe. Nämlich die, die mich so berühren und freuen, dass ich sie bestimmt nicht vergessen werde.

In der Weihnachtsgeschichte entdecke ich das auch wieder. Dort lese ich: „Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.“

Maria brauchte kein Büchlein, um sich zu erinnern. Sie bewahrte die Worte der Weihnachtsbotschaft ganz drinnen bei sich auf: im Herzen.

In der Bibel steht das Herz für die Mitte des Menschen. Für das, was ihn ausmacht und prägt – im Denken, wie im Fühlen. Dort hat Maria all das aufbewahrt, was geschehen ist: die Nachricht über ihre Schwangerschaft, die Geburt, der Besuch der Hirten und Weisen. Und in all dem hat Maria erkannt, dass ihr Leben getragen und begleitet war. Dieses Vertrauen hat sich fest in ihrem Innern verankert. Das hat ihr die nötige Kraft gegeben auch schwere Zeiten auszuhalten.

Ein bisschen sind auch wir, wie der Satellit „Keo“. Erlebnisse können wir in unserem Innern speichern. Aber wie gut ist es, dass diese dort nicht einfach nur konserviert und aufbewahrt werden. Sondern dass kostbare Erinnerungen, die wir in unserem Herzen gespeichert haben, uns prägen und stärken können.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21210
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