Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„In Würde begraben?“: So lautet der Titel eines Dokumentarfilms, der vor kurzem im SWR-Fernsehen gezeigt wurde. Allerdings steht am Ende des Titels ein Fragezeichen. Und das mit Recht, denn ein Teil des Films beschäftigt sich mit Missständen im Bestattungswesen. Für mich war das ein Schock. Da denkt man, der Tote befindet sich in guten Händen – und muss erfahren, dass dies nicht immer selbstverständlich ist. Ein Grund dafür ist, dass es im Bestattungswesen einen öffentlich wahrnehmbaren Bereich gibt und einen, der normalerweise im Verborgenen bleibt. Zum öffentlichen gehören die Trauerfeier und die Beisetzung, zum nicht öffentlichen gehört das, was man die „Versorgung“ des Toten nennt. Was das im Einzelnen ist, möchte nicht jeder Mensch so genau wissen.

Früher war das anders. Da wurde der Verstorbene zu Hause versorgt – von den Angehörigen selbst und von Nachbarn. Sie wuschen und bekleideten ihn, sie legten ihn in einen Sarg und bahrten ihn auf. Der Tod gehörte so gesehen zum Leben. Heute aber ist er daraus verdrängt worden, die Nähe des Todes wird als unangenehm empfunden. Man gibt den Toten ab – und ist damit eine Last los. Der Film setzt jedoch etwas gegen diesen Automatismus. Er will einen unbefangeneren Umgang mit dem Tod erreichen. Und so sieht man, wie der Verstorbene am Ort seines Todes abgeholt wird, und begleitet seinen Weg bis zur Verbrennung. Und man erfährt, dass es möglich ist, als Angehöriger bei alledem, sogar bei der Verbrennung, dabei zu sein – wenn man es will.

Besonders nachdenklich hat mich gemacht, dass im Film auch eine Frau gezeigt wird, die Vorsorge trifft für ihre eigene Bestattung. Es ist keine ältere Frau, sondern eine, die mitten im Leben steht. Ich selbst bin jetzt Anfang sechzig. Und ich muss zugeben:  Ich habe bisher noch keine einzige Verfügung für den Fall meines Todes getroffen. Obwohl ich dem Tod in meiner Arbeit als Pfarrer immer wieder begegne, tu ich mich offensichtlich schwer damit. Ich merke, wie der Film an mir arbeitet. Und deshalb spreche ich darüber gerade viel mit meiner Frau. Ich glaube, wenn wir uns zusammen um eine Vorsorge bemühen, wird es leichter für mich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20708
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