Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich bin für Abrüstung. Sie vermutlich auch. Jedenfalls wenn es um Waffen geht. Und wie ist bei Autos?
Ich habe das Gefühl, im Straßenverkehr rüsten wir Deutschen nicht ab. Immer noch kommt fast ein Fünftel des CO2 das in die Luft geblasen wird, von uns Autofahrern. Die Autos werden immer noch mehr, größer und schwerer. Mit immer mehr PS. Wie beim Metzger: ‚Darf‘s ein bisschen mehr sein?‘ Aber unbedingt. Mein Auto ist auch getunet. Dabei kenne ich doch den Preis für Klima und Natur.
Aufrüsten beim Auto verspricht Spaß. Ich kenne diese Versuchung. Downsizing, also kleinere, nicht so dicke Autos kaufen, weniger fahren, schonender, das klingt nach „Spaßbremse“.
‚So sind die Männer. Die wollen immer schneller, immer stärker‘, sagen Sie. Ist nicht ganz richtig. Auch viele Frauen bewegen übergroße SUVs durch die Innenstädte. Bringen ihre Kinder damit in den Kindergarten oder zum Klavierunterricht. Ich glaube, bei Autos fällt vielen Frauen das Abrüsten so schwer wie mir.
Warum, um Himmels willen, rüsten wir nicht ab? Kleiner, leichter, weniger CO2. Entlastung fürs Klima?
Vielleicht weil das Auto für mich so etwas Ähnliches ist, wie für den Amerikaner seine Schusswaffe? Ein Stück fürs ‚Ich‘, das eigentlich mein Ego aufrüsten soll, größer machen.
Wenn das stimmt, das hieße dann umgekehrt, ich mag nicht abrüsten, weil das mein Ich schwächt.
Dann ist es doch dran, zu überlegen: Was tut meiner Seele stattdessen gut, dass ich kein stärkeres Auto brauche. Damit ich abrüsten kann? Was kann meine kleine Seele stattdessen nähren?
Jesus hat in der Bibel seinen Freunden, als die auf dem Ego-Aufrüstungstrip waren, als Alternative ein Kind gezeigt.
Also das Leben in den Mittelpunkt gestellt. Das wunderbare verletzliche Leben. Seine Jünger hatten sich gestritten: Wer von uns ist der Größte? Das alte Ego-Spiel.
Und Jesus stellt es auf den Kopf: ‚Wer unter Euch was Besonderes sein will, sagt er zu ihnen, soll nicht hinter Ehre, Macht oder Dingen her sein. Wer unter Euch der Größte sein will, der soll Freude haben am Lebendigen‘. Und dann holt er also ein Kind, nimmt es in den Arme. Und stellt es vor sie hin. ‚Die Kleinen und Schwachen, da kann man beweisen, wie groß man wirklich ist.‘
Freude am Lebendigen, sich um was Lebendiges kümmern, das tut der Seele gut. Ich hoffe, es hilft mir beim nötigen Auto-Abrüsten.
Zum Schluss habe ich noch eine Frage an Sie: Vielleicht sind Sie ja schon weiter in Sachen Auto – Abrüstung als ich. Wie haben Sie es hingekriegt? Was haben Sie an die Stelle gesetzt?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20473
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