SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

GL 84  
Morgenglanz der Ewigkeit,Licht vom unerschaffnen Lichte“, so beginnt ein altes Kirchenlied. Die erste Strophe wurde bereits im 17. Jahrhundert von Christian Knorr von Rosenroth geschrieben und es gibt Menschen, die das Lied bis heute immer wieder gerne am Beginn des Tages singen. 

Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte,
und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.
 

Morgenglanz der Ewigkeit / Kölner Dommusik / Carus 2.160/99 

Das Ende der Strophe gefällt mir: „Und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.“ Wie gut tut das am Morgen. Weg mit den Schatten der Nacht. Weg mit den Ängsten, die mich gefangen halten. Weg mit den Sorgen, die in der Nacht über mich hinauswachsen – ein neuer Tag bricht an! Das Licht am Morgen erinnert mich daran, dass auch die dunkelste Nacht ein Ende hat und dass es etwas Verlässliches gibt: denn der Morgen kommt bestimmt.

Der Dichter Christian Knorr von Rosenroth spricht aber noch von einem ganz anderen Licht; vom Licht des unerschaffnen Lichtes. Ursprünglich hieß es da einmal Licht vom unerschöpften Lichte. Da steckt das Wort Schöpfung drin. Gemeint ist das Licht, das da war, bevor es die Welt gab. Ein Licht, das von Anfang an geleuchtet hat und das, im Unterschied zur Sonne, die noch drei Milliarden Jahre brennt, nie verlöscht. Ein Licht ohne Anfang und ohne Ende. Diesem Licht traue ich nicht nur zu, dass es die Schatten der vergangenen Nacht vertreiben kann. Das bringt auch das natürliche Licht zustande. Das Licht, von dem das Lied spricht, ist viel stärker. Es leuchtet über unsere Welt und unsere Zeit hinaus.

Schon seit den Anfängen des Christentums hat die Theologie dieses Bild für Christus verwendet. Christus selbst ist das Licht, das auch die dunkelste Nacht, die wir kennen, – den Tod – erhellen kann.

Wenn ich das Lied am Morgen singe, erinnere ich mich, dass Gott mich und mein Leben trägt. Ich weiß mich als Mensch angenommen und vertraue darauf, dass Gott jedes Dunkel erhellen kann – egal wie schwarz die Nacht, die mich gerade umgibt, auch sein mag.

Der Morgen ist ein Neubeginn – er enthält noch alle Chancen und Hoffnungen. Für meinen Tag, aber auch für mein Leben. Von diesem Vertrauen und dieser tiefen Zuversicht spricht das Lied – für mich besonders in der Jazz-Version der Sängerin Michaela Steinhauer (Misha). 

Come, thou bright and morning star

Aus: Misha / Doxology (CD-Titel) Archivnummer: M0317039(AMS)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19176
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