Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es ist unglaublich. Eine Mutter vergibt dem Mörder ihrer Tochter – nach und nach. Ein mit mir befreundeter Journalist berichtete über das Schicksal von Ursula Link. Am Neujahrstag im Jahr 2000 kam ihre Tochter Steffi nicht nach Hause. Am nächsten Tag überbrachte die Polizei ihr die Nachricht, dass ihre Tochter ermordet aufgefunden worden sei.
Eine Welt bricht zusammen für die alleinerziehende Mutter. Unsagbarer Schmerz, Alpträume und Arbeitsunfähigkeit machen das Leben für sie unerträglich.
Menschen aus dem Freundeskreis ihrer Tochter stehen ihr zur Seite. Sie sind einfach da, helfen im Haushalt, hören zu, nehmen sie in den Arm und weinen mit ihr. Und sie verweisen darauf, dass es in aller Ausweglosigkeit auch möglich ist, sich an Gott zu wenden und zu beten. Ursula Link versucht es und bleibt nicht bei Fragen und Anklagen gegenüber Gott stehen. Sie fängt auch an in der Bibel zu lesen. Nach und nach entsteht ein Verhältnis des Vertrauens und der Nähe zu Gott. Eines Tages schließt sie ihren Frieden mit ihm und beginnt bewusst als Christin zu leben.
Nach und nach möchte sie einen Weg einschlagen, auf dem sie dem Täter vergeben kann, um auch hier für sich selbst Frieden zu finden. Der Weg ist lang, aber sie erreicht das Ziel. Nach und nach.
Neun Jahre nach der Tat erfährt sie, dass die lebenslange Haft des Mörders von Steffi zu Ende geht. Todkrank liegt er unter Bewachung in einem Krankenhaus. In Ursula Link erwacht der Wunsch den Täter zu besuchen. Nach ersten Bedenken wird es ihr ermöglicht. Zusammen mit einer Sozialarbeiterin und dem Krankenhausseelsorger, der den Häftling auf den Besuch vorbereitet hat, kommt es zu einer bewegenden Begegnung.
Der Mörder bekennt seine Schuld. Und die Mutter des Opfers sagt ihm, dass sie durch Jesus gelernt habe ihm zu vergeben und dass Gott auch ihm Vergebung anbietet. Das möchte er in Anspruch nehmen. Ursula Link betet mit ihm und alle stimmen ein in das Vaterunser. Es sind Momente, wo sich der Friede greifen lässt und die sie noch lange begleiten.
Nach und nach ist etwas Unglaubliches möglich geworden. Und wie heißt es doch? Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19112
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