SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

GL 874 / Eigenteil Bistum Mainz

 (Musik 1)

Wenn ich alle Sprachen dieser Welt sprechen könnte,
und ich könnt sie alle verstehn,
… meine Sprache wär nur Sprachlosigkeit … hätte ich die Liebe nicht.

Vielleicht haben Sie dieses Lied auch schon mal auf einer Hochzeit gehört. Der Text jedenfalls – egal ob gesungen oder gelesen – gehört zu den Klassikern.
Viele Hochzeitspaare haben das sogenannte „Hohelied der Liebe“ schon ausgesucht.

Geschrieben hat es der Apostel Paulus. Und auch wenn der Brief sehr poetisch ist – ein Liebesbrief ist er nicht. Paulus denkt nicht an verliebte Pärchen vor dem Traualtar. Er will der jungen Gemeinde in Korinth eine handfeste Anleitung für den Alltag geben. Denn in der Gemeinde gibt es Zoff.

Die Menschen dort sind selbstverliebt. Stolz auf sich. Stolz auf das, was sie können. Und anstatt sich zu ergänzen, spielen sie sich gegenseitig aus. Jeder denkt nur noch an sich selbst. Für einen liebevollen Umgang ist da kein Platz mehr.

Dem will Paulus etwas entgegensetzen und deshalb stellt er ganz am Anfang klar: es kommt nicht darauf an, besonders redegewandt zu sein oder viel zu wissen. Alle diese Anstrengungen sind ohne Liebe wertlos.

Was zur Liebe gehört, beschreibt Paulus in vielen Facetten. Markus Pytlik ist Musik- und Deutschlehrer in der Nähe von Köln. Erverleiht Paulus neue Worte und Töne:

 (Musik 2) 

Die Liebe ist gütig, geduldig und freundlich, die Liebe verletzt nicht und redet nicht schlecht. Die Liebe sucht Frieden, freut sich an der Wahrheit,  sie trägt dir nichts nach und sie sucht nicht ihr Recht. Die Liebe verändert den Weltenverlauf, die Liebe hört niemals auf.

 Da kommt eine ganze Menge zusammen und immer wenn ich den Text höre, wird mir auch der Anspruch bewusst, der dahinter steckt.

Freundlich zu sein, fällt mir glücklicherweise leicht. Mit der Geduld sieht es schon anders aus. Die fordert mich fast täglich. Und leider gehöre ich auch nicht zu den Menschen, die nie ein schlechtes Wort über andere verlieren. Da habe ich noch zu üben.

Den größten Anspruch sehe ich aber am Ende: Die Liebe hört niemals auf.

Ich weiß, dass das gelingen kann, und ich freue mich über Paare, die ein Leben lang liebevoll miteinander umgehen. Auch Eltern hören nicht auf zu lieben, wenn das Kind groß geworden ist. Doch für all das gibt es keine Garantie. Selbst wenn ich mich bemühe und mir Zeit für Beziehungen nehme. Ob die Liebe bleibt, liegt nicht allein an mir.

Aber es gibt sie: Die Liebe, die niemals endet. Und davon spricht Paulus.

Wie ein roter Faden zieht sie sich durch die ganze Bibel: Gottes Liebesgeschichte mit den Menschen. Seine Liebe hört niemals auf. Sie steht als Vorzeichen vor allem, auch wenn meine Liebesversuche schief gehen.

Leider vergesse ich dieses Versprechen viel zu oft. Seit einigen Wochen beginne ich deshalb den Tag mit einem Satz, der auch von Paulus stammt:

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ (Röm 8,28)

Hier höre ich die Gewissheit, dass Gottes Liebe mich trägt. Dass er mich und meinen Tag liebevoll anschaut. Die Zusage tut mir gut und ich merke, es braucht auch mich:

ich mussmich dieser Liebe öffnen und in mir Platz für Gott schaffen. Er kann mit seiner Liebe alles zum Guten führen. 

 

Musik 1 und 2:  „Wenn ich alle Sprachen dieser Welt sprechen könnte“
Aufnahme aus: "Singt Gott den neuen Lobgesang"; Lieder aus dem Mainzer Eigenteil des neuen GOTTESLOB; CD 3; Track 10; Jugendchor Seligenstadt und Instrumentalensemble, Ltg. Thomas Gabriel

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18056
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