SWR3 Worte

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Im Roman „Schiffbruch mit Tiger“ beschreibt Yann Martell einen Jugendlichen, der monatelang auf dem Meer in einem kleinen Rettungsboot treibt. Neben den lebensnotwendigen Dingen wie Trinkwasser vermisst er am meisten etwas zum Lesen.

Mein sehnlichster Wunsch – von der Rettung abgesehen – war ein Buch. (…) Leider gehörte keine heilige Schrift zur Ausstattung des Rettungsboots. (…) Als ich später zum ersten Mal im Nachttisch eines kanadischen Hotelzimmers eine Bibel fand, brach ich in Tränen aus. (…) Ich kann mir gar keinen besseren Weg zur Verbreitung des Glaubens vorstellen. Kein Wettern von der Kanzel, kein kirchliches Strafgericht, kein Druck der Gemeinschaft, nur ein heiliges Buch, das geduldig wartet, bis es den Wanderer willkommen heißt, sanft und bewegend, als habe ein kleines Mädchen ihn auf die Wange geküsst. 

Aus dem Buch „Schiffbruch mit Tiger“ von Yann Martel.

 

Quelle: Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger, Fischer-Verlag Frankfurt am Main 2012, S. 254

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17326
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