SWR3 Worte

SWR3 Worte

Und wie fasten Sie?
Martin Buber erzählt von einem Chassid, der einmal von Sabbat zu Sabbat fastet.

Am Freitagnachmittag überkam ihn ein so grausamer Durst,
dass er meinte sterben zu müssen.

Da erblickte er einen Brunnen, ging hin und wollte trinken.
Aber sogleich besann er sich, um einer kleinen Stunde willen,
die er noch zu ertragen hätte, würde er das ganze Werk dieser Woche vernichten.

Er trank nicht und entfernte sich vom Brunnen.
Stolz flog ihn an, dass er die schwere Probe bestanden habe.
Wie er dessen inneward, sprach er zu sich
„Besser, ich gehe hin und trinke, als dass mein Herz dem Hochmut verfällt.“

Er kehrte um und trat an den Brunnen.

Schon wollte er sich darüber neigen, um Wasser zu schöpfen,
da merkte er, dass der Durst von ihm gewichen war.

Nach Sabbatanbruch betrat er das Haus seines Lehrers.

„Flickarbeit!“ rief ihm der an der Schwelle zu.
Was aber der Flickarbeit gegenüber steht,
ist die Arbeit aus einem Guss.
Wie aber vollbringt man Arbeit aus einem Guss?

Nicht anders als mit einer geeinten Seele

(Leidenschaftlich, Sieben Wochen das Leben vertiefen, Vandenhoek & Ruprecht, 2012, S.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17184
weiterlesen...