SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

(GL 361)
Mein schönste Zier und Kleinod bist
auf Erden Du, Herr Jesu Christ;
Dich will ich lassen walten
und allezeit
in Lieb und Leid
in meinem Herzen halten. 

Aus diesem Holz sind Liebeslieder geschnitzt. Und weil ich das schon als Student so empfunden habe, ist das alte Jesuslied bald zu einem meiner Lieblinge/Favoriten geworden. Mein schönste Zier und Kleinod bist?auf Erden Du, Herr Jesu Christ.?Ich finde bis heute herzergreifend, schon wie es beginnt. Mit einem Superlativ nämlich: Du bist der Schönste. Das sagt man dem gern, den man liebt. Und man sagt es immer wieder. Der Verliebte sagt es zum Geliebten, damit der es weiß. Er sagt es aber auch zu sich selbst. Wie um sich zu vergewissern, dass es stimmt, dass die eigene Empfindung nicht trügt. Am Ende der ersten Strophe klingt das beinahe wie ein Eheversprechen: in Lieb und Leid - „in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.“ Wie viele Liebende haben sich das schon versprochen!

Hier in unserem Lied sagt es der Christ zu Christus; der glaubt ... zu dem, an der er glaubt. Und weil das Lied aus dem 16. Jahrhundert stammt, tauchen für unsere Ohren altmodische Begriffe auf: Zier und Kleinod. Das sagt heutzutage niemand zu seinem Schatz. Aber mir gefallen diese Koseworte. Sie beschreiben, wie kostbar Jesus für mich ist, für jeden sein kann, der das Lied singt. Und das müssen einmal viele gewesen sein. Denn bevor es in die Gesangbücher kam, ist es ein Volkslied gewesen. 

{Dein Lieb und Treu vor allem geht,
kein Ding auf Erd so fest besteht;
das muss ich frei bekennen.
Drum soll nicht Tod,
nicht Angst, nicht Not
von Deiner Lieb mich trennen.}

Dein Wort ist wahr und trüget nicht
und hält gewiß, was es verspricht,
im Tod und auch im Leben.

Du bist nun mein
und ich bin Dein,
Dir hab ich mich ergeben. 

Dass das Hochgefühl der Liebe nicht alles ist, was in einem Menschenleben passiert, ist dem Dichter des Liedes bewusst gewesen. Nicht ohne Grund spricht er von Not und Angst und in den beiden mittleren Strophen ausdrücklich vom Ende des Lebens. Im Leben und auch im Tod muss sich die Liebe zu Jesus bewähren. Und damit natürlich der Glaube an ihn. Schon immer ist der Tod die größte Herausforderung für den Glauben gewesen. Wenn nach dem Tod alles aus ist, dann taugt auch mein Glaube nichts. Da hält unser Lied dagegen. Wer es singt, weiß Jesus an seiner Seite. Und der hat den Tod besiegt. Auch meinen. 

Die letzte Liedstrophe nimmt deshalb Bezug auf eine Ostergeschichte des Neuen Testaments. Auf die der beiden Jünger Jesu, die nach Emmaus unterwegs sind. Sie sind nach der Kreuzigung ihres Freundes Jesus gar nicht mehr sicher, ob das alle stimmt, was sie geglaubt haben. Sie sind regelrecht auf der Flucht vor ihrem bisherigen Leben. Bis sie dem begegnen, der ihnen nie von der Seite gewichen ist. Auf einmal begreifen sie. Und da bleibt ihnen nur der sehnsuchtsvolle Ausruf: „Bleib doch bei uns!“ (vgl. Lk 24,29).
Auch das Lied seufzt am Ende mit diesen Worten, wenn es an den Abend unseres Lebens erinnert. Und um das Licht der Auferstehung bittet. Wie die Christenheit es an jedem Sonntag tut.
 

Der Tag nimmt ab. Ach schönste Zier,
Herr Jesu Christ, bleib Du bei mir,
es will nun Abend werden.
Lass doch Dein Licht
auslöschen nicht
bei uns allhier auf Erden. 

Aufnahme aus Musikarchiv des SWR Baden-Baden 
M0272246  
01-005                                                                                                                   

 

Mein schönste Zier und Kleinod bist -  für gemischten Chor und BegleitungJugendkantorei und Schlagwerkgruppe der Evangelischen Singschule Pforzheim
     

 

Ich bete an die Macht der Liebe - Große geistliche Chöre                       

 

Studioproduktion                                                                                                                           

 

deutsch                                        

                                                                                                                         

                                                                           

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