SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Ich liebe dieses Weihnachtslied. Schmettere es gern mit, mit Inbrunst und Kraft. Bei „Tochter Zion“ darf es gern auch mal ein bisschen lauter werden. Soll man sagen, männlicher?

Musik 1 :Judas Maccabäus Ouvertüre

Kraftvoll ist diese Melodie von Georg Friedrich Händel. Er hat sie auch nicht für ein Weihnachtslied komponiert. Sondern als Lobpreis auf einen Kriegshelden, der siegreich aus der Schlacht heimkehrt, in Händels Oratorium ‚Judas Makkabäus.‘ Insofern ist die musikalische Kraftentfaltung nicht verwunderlich.

Erstaunlicher finde ich, dass aus dieser „Heldenmusik“, das Advents- und Weihnachtslied „Tochter Zion“ werden konnte, das die Ankunft Jesu besingt. Der ist ja eigentlich das Gegenbild eines Kriegshelden. Die Mensch gewordene Hoffnung auf Frieden. Dass  diese radikale Wendung möglich war, dafür liebe ich „Tochter Zion“ auch.

Und ich bin dankbar, dass das Lied mich erinnert, wie sehr Christen im Lauf ihrer Geschichte nicht nur Jesus, dem Friedenskönig vertraut, sondern immer wieder auch Krieg und Heldentum religiös überhöht haben.

Händels Oratorium war dafür noch der Höhepunkt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts war der erreicht. Da hat der Brite Henry Wood Händels Musik adaptiert für das Jubiläum der Seeschlacht von Trafalgar. „See the conqu’ring hero comes” wird zur nationalistischen Kraftmeierei.

Musik 2  „Fantasia on British Sea Songs”

Sound the trumpets, beat the drums,
Sports prepare, the Laurel bring,
Songs of triumph to him sing.“

Seht; der Erob‘rer, der Held, er kommt.
blast die Trompeten, die Pauken schlagt;
Ehr ihm bereitet, den Lorbeer bringt,
Triumphgesänge für ihn singt.

So national-religiös hat man aber vor dem 1. Weltkriegs nicht nur auf Englisch getönt, sondern auch auf Deutsch. 80 Jahre zuvor hatte Pfarrer Friedrich Ranke sein „Tochter Zion“ auf Händels Melodie gedichtet. Sein Text war eher zart und persönlich fromm. Ein Gedicht auf Jesus und sein kommendes Friedensreich. Ranke hat es zuerst in einem literarischen Salon vorgetragen. Aber auch dieses Lied wurde Ende des 19. Jahrhunderts sogar bei Paraden gespielt und auf den Kaiser bezogen. Ich frage mich, wie das bei diesen Zeilen möglich war?

Musik 3  „Fantasia“                        

Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir, ja, er kommt, der Friedefürst
Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!

Er kommt, der Friedefürst. Für mich verheißt Jesus wie niemand sonst, dass Friede möglich ist. Er macht die Hoffnung auf Frieden stark. Darum mag ich dieses Lied, auch mit seiner bewegten Geschichte. Und mit dieser kraftvollen Melodie Händels.

Weil man Hoffnung auf den ewigen Frieden Gottes mit Händels Melodie richtig schwung- und kraftvoll singen kann. Vom Frieden ist unsere Welt oft so furchtbar weit entfernt. Aber solche Lieder treiben die Hoffnung an.

Und sie erinnern daran, dass es nötig ist, für Frieden auch energisch zu kämpfen. Den Versuchungen der Gewalt zu widerstehen. Jesus hat in der Bergpredigt gesagt: „Selig sind die, die Frieden stiften.“ Heute schon. „Tochter Zion“ ist Zukunftsmusik, nach der man heute schon tanzen kann.

Musik 4  Tochter Zion Strophe 3  

Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild!
Ewig steht dein Friedensthron, du des ewgen Vaters Kind.
Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild!

 

Musik 1 „HWV 63 See the conquering hero comes”  track 24 aus CD
            “Handel - Overtures for Oratorios   0.30 min   LC 07038

Musik 2 „Wood; Fantasia on British Sea Songs“ track 10 aus CD
            „Night of the Proms Collection“   0.44 min  LC 00305

Musik 3  „Wood; Fantasia on British Sea Songs“ track 10 aus CD      
            “Night of the Proms Collection”  0.30 min  LC 00305

Musik 4 „Tochter Zion“ track 3 aus CD „Das Leben loben 3“  
            LC 7994     0.51 min

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16739
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