SWR3 Worte

SWR3 Worte

An Weihnachten fehlen viele Menschen. Die Schwester des Theologen Dietrich Bonhoeffer erzählt, wie sie in der Familie mit ihrer Trauer umgegangen sind.

Weihnachten 1918 ist alles schwer. Unser Bruder Walter fehlt. Er ist als achtzehnjähriger Fahnenjunker im Westen gefallen. Eine schreckliche Lücke ist nun da, und sie bleibt offen.
An diesem Weihnachtstag sagt unsere Mutter: „Wir wollen nachher hinübergehen.“ Das Hinübergehen heißt, wir gehen alle auf den Friedhof. Mama und Papa sind vorher noch einmal ins Weihnachtszimmer gegangen und haben einen Tannenzweig vom Baum geschnitten mit einem Licht und Lametta und nehmen diesen Weihnachtszweig für das Grab von Walter mit. Auch in den folgenden Jahren ist es zu Weihnachten bei diesem Friedhofsgang geblieben.

Aus: ach! Das kleine Buch vom großen Staunen, andere Zeiten e.V., Fischers Allee 18, 22763 Hamburg, S. 35

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16685
weiterlesen...