SWR3 Worte

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Der österreichische Autor Arno Geiger hat ein Buch über seinen dementen Vater geschrieben und dabei Leid und Freud des Vergessens beschrieben:

In diesem Jahr verbrachte ich, wie in all den Sommern davor, mehrere Wochen im Elternhaus. Es war spürbar, wie sehr die seit meiner Jugend gewachsene Distanz zwischen dem Vater und mir wieder kleiner wurde, und auch der von der Krankheit aufgezwungene Kontaktverlust, den ich seit längerer Zeit befürchtet hatte, trat nicht ein. Stattdessen freundeten wir uns nochmals an mit einer Unbefangenheit, die wir der Krankheit und dem Vergessen zu verdanken hatten; hier war mir das Vergessen willkommen. Alle Konflikte, die wir gehabt hatten, blieben zurück. Ich dachte mir, solche Gelegenheit kommt nicht wieder.

 

Aus dem Buch „Der alte König in seinem Exil" von Arno Geiger.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14819
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