SWR3 Worte

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Eine Geschichte über die Wirkung von Geld:

Behandelt man Menschen wie Egoisten, so werden sie es auch. Auf skurrile Weise illustriert dies die Anekdote von einem klugen jüdischen Schneider, den (...) Fanatiker aus seiner Stadt vertreiben wollten. Die Eiferer sammelten sich jeden Morgen vor seinem Geschäft und brüllten Unflätigkeiten. Als die Lage zu eskalieren drohte, hatte der Schneider einen (...) Einfall: Er (...) händigte jedem der Flegel „als kleine Anerkennung für ihre Mühe" einen Taler aus. Am nächsten Tag sammelte sich der Mob wieder und verlangte Geld. „Bedaure", sagte der Schneider, „(...)Heute kann ich jedem von euch nur einen Heller bezahlen." Etwas enttäuscht nahmen die Rowdys die kleinere Münze und begannen die übliche Schreierei. Tags darauf kamen sie erneut, aber der Schneider erklärte, dass er jetzt nur noch einen Kreuzer für jeden erübrigen könne. Da wurde der Anführer des Pöbels sehr wütend: „Für diesen schäbigen Lohn quälen wir nicht unsere Stimme!" Die Schreihälse verschwanden und erschienen nie wieder.

Aus dem Buch „Der Sinn des Gebens" von Stefan Klein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14816
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