SWR3 Worte

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Der Journalist und Autor Uwe von Seltmann will nicht verdrängen und nicht verschweigen, dass sein Großvater ein Anhänger Hitlers, ein SS-Mann, war, der an der Niederschlagung des Warschauer Ghettos aktiv beteiligt war. Über die Schuldfrage hat er - der seinen Großvater nie kennengelernt hat -  viel nachgedacht. Er erzählt:

"Wenn ich rede, beginnen plötzlich auch andere zu reden - Enkel, die wissen wollen, was ihre Großmütter und Großväter getan haben, Söhne und Töchter, die sich für die Taten ihrer Mütter und Väter schämen und mit ihren Schuldgefühlen nicht fertig werden. Eines ist für mich klar: Moralische Schuld vererbt sich nicht, aber die psychischen, moralischen und sozialen Folgen ihres Beschweigens beschädigen noch die folgenden Generationen. [...] Die Vergangenheit wirft ihre Schatten bis in die Gegenwart, sie wirkt in uns weiter, erst recht, wenn wir versuchen, sie zu verdrängen und zu verschweigen."

Uwe von Seltmann; Die Schatten der Vergangenheit
in: Claudia Brunner, Uwe von Seltmann: Schweigen die Täter, reden die Enkel

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